Noch hat sich keiner der potenziellen Nachfolger von Armin Laschet gemeldet. Aber alles deutet darauf hin, dass Friedrich Merz einen dritten Anlauf auf den CDU-Vorsitz nehmen wird. Auch wenn inzwischen viel von seinem Momentum verpufft ist: Seine Chancen stehen deutlich besser als bei seinen vergangenen zwei Kandidaturen. Denn damals wählte jeweils ein Parteitag. Diesmal sollen die Mitglieder bestimmen – ein Parteitag Ende Januar wird das Ergebnis nur noch formell bestätigen. Unter den CDU-Anhängern ist Merz nach wie vor äußerst populär. Und einen ähnlich aussichtsreichen Gegenkandidaten gibt es nicht. Norbert Röttgen dürfte für den liberalen Flügel antreten, aber wohl eher nicht gewinnen.

Viel spricht also dafür, dass Merz bald die CDU führen wird. Noch mehr deutet allerdings darauf hin, dass er die Partei weit weniger prägen wird, als er das im Augenblick vermutlich selbst glaubt. 

Da ist, erstens, die Ausgangslage: Merz ist deutlich konservativer als alles, was die CDU so zuletzt im Angebot hatte. Er polarisiert damit die eigene Partei. Das wird selbst jemand wie Merz nach innen damit kompensieren müssen, dass er seine fünf Stellvertreter, den Generalsekretärsposten und den Vorstand der Bundestagsfraktion mit Jungen, Liberalen und – im Idealfall – Frauen besetzt. Bei seinen letzten Kandidaturen galt er als der Solitär – auch das wird als Grund für seine Niederlagen betrachtet. Daraus scheint er gelernt zu haben und nun seine Fähigkeiten als Integrator testen zu wollen.

Warum Merz wohl ein Interimschef bliebe

Das Teambuilding läuft derzeit, jeder spricht mit jedem. Ergebnis: noch offen. Ebenso wie die Frage: Hätte denn eine junge, liberale Frau überhaupt Lust, unter einem Parteichef Merz das Adenauer-Haus als Generalsekretärin zu leiten?

Aufs Team kommt es umso mehr an, da Merz weitere Aspiranten wird abfinden müssen – Gesundheitsminister Jens Spahn etwa oder den Wirtschaftspolitiker Carsten Linnemann. Und weil ja selbst Merz ahnen dürfte, dass er in der etwas breiteren Öffentlichkeit kaum als der Kandidat wahrgenommen wird, der glaubhaft für Aufbruch und Erneuerung steht, braucht er die Generation 40 plus dringend an seiner Seite. Das heißt: Selbst wenn die Basis Merz mit einem starken Ergebnis ausstatten sollte – durchregieren kann er nicht. Er ist auf die anderen angewiesen.