Montag, 10. August 2020

Gefühlte Bedrohung.

 

aus derStandard.at,  8. August 2020

Veranstalter dementiert Berichte zu Gewaltdrohungen gegen Lisa Eckhart

Laut Veranstaltungsort des Hamburger Literaturfestival gab es lediglich "besorgte Warnungen aus der Nachbarschaft". AfD wirbt mit Foto Eckharts

Die Aufregung um die Ausladung der österreichischen Kabarettistin Lisa Eckhart vom Harbourfront-Literaturfestival in Hamburg ist um eine Facette reicher: Die kolportierten "Drohungen" der autonomen Szene gab es laut dem Veranstaltungsort Nochtspeicher gar nie. In einer Presseaussendung datiert mit "August 2020" gab Nochtspeicher bekannt, dass die Ausladung auf Basis "besorgter Warnungen aus der Nachbarschaft" erfolgt sei.

In den vergangenen Tagen sorgte die Ausladung Eckharts für Aufregung in der Kulturszene und weit darüber hinaus. Laut Medienberichten hatte der Betreiber des Veranstaltungsorts gegenüber der Festivalleitung Sicherheitsbedenken im Fall eines Auftritts Eckharts formuliert, der von Kritikern die Bedienung rassistischer und antisemitischer Klischees vorgeworfen wird. Nochtspeicher habe abgesagt, weil er die Sicherheit von Künstlerin und Publikum angesichts von Drohungen aus der autonomen Szene nicht gewährleisten könne.

Wurden "Warnungen" geprüft?

Der Veranstaltungsort bedauert die Situation, sie sei "miserabel". Die darauffolgende gesellschaftliche Debatte begrüßt der Nochtspeicher aber, einer "Cancel Culture" soll Einhalt geboten werden. Ob die Warnungen aus der Nachbarschaft geprüft wurden, beantwortet Nochtspeicher in der Aussendung nicht.

Die Leitung des Harbourfront-Literaturfestivals bestätigte am Donnerstag noch, dass Eckhart zunächst aus dem Bewerb um den Klaus-Michael-Kühne-Preis ausgeladen wurde, da sich der Veranstaltungsort nach Drohungen des sogenannten Schwarzen Blocks geweigert habe, die Lesung durchzuführen. Die Berliner Tageszeitung "taz" schrieb, dass sich auch andere Künstler, die auf dem Festival auftreten hätten sollen, gegen die Einladung Eckharts gewehrt haben sollen.

AfD wirbt mit Eckhart

Mittlerweile wurde die Debatte um die Ausladung Eckharts zum Politikum. Mehrere Politiker äußerten sich kritisch. Einen Schritt weiter ging die deutsche AfD: Der Landesverband Hessen veröffentlichte auf Facebook ein Plakat mit dem Bild Eckharts und der Aufschrift: "Linke zerstören Deutschlands Freiheit". Auch die Partei ging laut Plakat von "Gewaltdrohungen" aus.

Beim Managment Eckharts zeigte man sich auf STANDARD-Nachfrage über das AfD-Plakat überrascht. Die Verwendung von Eckharts Bild werde man prüfen. Stellung wollte man aber keine abgeben – weder zu den Warnungen aus der Nachbarschaft, noch zum AfD-Plakat. Eckhart befinde sich zurzeit auf Urlaub und sei unerreichbar, hieß es. (lalo)

 

Nota. - Es reicht also, dass besorgte Nachbar*innen sich ängstlich betroffen bekennen. Das probier ich* demnächst auch mal, wenn mir* was nicht passt.

Dass die Unaussprechlichen auf jeden rollenden Karren aufspringen, ist nicht missbräuchlich, sondern wohlverdient. Wer die Freiheit einschränkt, untergräbt die Freiheit, so einfach ist das.

JE


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen