"Ohne den Merkel-Bonus muss sie moderner sein, integrieren und argumentativ überzeugen", lese ich heute in der Badischen Zeitung über die CDU. Natürlich, denkt man: Wer sich auf die Mitte beruft, muss integrieren, weil nur er es kann; Flügel ziehen Grenzen mitten durch die Mitte.
Aber was heißt integrieren - genauer gesagt: wie geht integrieren? Indem man eine Linie vor-gibt, um die herum, fester oder lockerer, andere sich gruppieren können wie um ein Achse; und nicht, indem man sie um einen Tisch versammelt, unter dessen Platte sie einander die Schienbeine blutig treten. Lat. integer bedeutet ganz, vollständig, unversehrt. Es bedeutet nicht einvernehmlich.
Ich habe keinen Grund, über das Ende der Volksparteien zu lamentieren. Sie bildeten alter-native Lager, die um die Macht feilschten und sich dabei kleinere Kostgänger ans Bein binden mussten. Es war das ererbte System von Jalta, das sich schon vor dreißig Jahren aufgelöst hat, ohne dass sich in Deutschland die politischen Kräfte darauf eingestellt hätten.
Politische Lager sind nicht darum obsolet, weil sie hässlich wären und Zank bewirken, sondern weil es keine alternative Optionen mehr gibt, nach denen man sich scheiden müsste. Die ein-zige Option, die übrigbleibt, heißt Globalisierung und digitale Revolution. Und halten Sie sich gut fest: Das ist eine Sache der Vernunft. Das Herz mag mehr links oder mehr rechts schlagen: Traditionen sind in Heimatvereinen und Bekenntnisgemeinschaften zu pflegen. In der Politik dürfen nur noch und können endlich Argumente zählen: Wie sind unter den Bedingungen der Globalisierung die unvermeidlichen Verwerfungen der digitalen Revolution zu bemeistern? Das ist die Achse, um die sich alles dreht. Alles, wohlbemerkt! Und das ist es, was das Politische integriert.
In der täglichen Wirklichkeit gibt es immer auch Nebenrücksichten. Die sind zu erwägen und regelmäßig nur im Streit gegeneinander zu gewichten - und der entscheidet tagespolitisch über Näher oder Ferner. Dass er innerhalb ein und derselben Partei geführt wird, ist weder erfor-derlich noch auch nur wünschenswert. Wer die klarste Sicht auf die historischen Herausfor-derungen entwickelt, wird sich früher oder später im Zentrum der Achse befinden, um die sich alles dreht. Dass das immer derselbe sei, ist weder erforderlich noch auch nur wünschens-wert.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen