Montag, 4. Dezember 2017

"In Europa handlungsfähig".


 
In der heutigen FAZ meldet erneut mit dem Wirtschaftsredakteur Rainer Hank erneut ein Befürworter einer Minderheitsregierung. Sein Argument: Eine Koalition ist oft noch weniger handlungsfähig!

Seien wir dankbar für den Glyphosat-Unfall der vergangenen Woche, denn er birgt eine beruhigende und zugleich paradoxe Lehre. Was sollen wir darüber denken, dass ein deutsches Regierungsmitglied in Brüssel seine Stimme gibt, um die Zulassung des Unkrautvernichters Glyphosat zu verlängern?

Erstens: Selbst eine nur geschäftsführende Regierung kann in europäischen Gremien ohne das deutsche Parlament gesetzgeberisch tätig sein. Zweitens: Weil die SPD gegen, die Union aber für die Glyphosat-Zulassung war, hätte sich Deutschland eigentlich enthalten müssen, mithin zugeben, dass auch eine große Koalition international lähmend wirken kann.

Eine ganze Reihe von Totschlagargumenten gegen eine Minderheitsregierung hätte sich kaum schöner falsifizieren lassen als in diesem Realitätstest. Das ganze Gerede, Deutschland brauche endlich eine handlungsfähige Regierung, bricht zusammen, wenn wir Zeugen von Brüsseler Handlungsfähigkeit einer eigentlich abgewählten Regierung werden (von der Teilnahme der Kanzlerin an afrikanischen Gipfeltreffen ganz abgesehen).

Zugleich kommt heraus, was dem Bürger nicht immer bewusst war: dass sich eine große Koalition in vielen Fällen durch Enthaltung selbst entmannt hat (genannt „German Vote“), also Handlungsstärke vermissen ließ. Davon ist in den staatstragenden Reden über das Gemeinwohl nicht die Rede, die wir seit Tagen über uns ergehen lassen müssen. Kurzum: Die Minderheitsregierung muss dringend entdämonisiert werden. ...




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