Samstag, 21. September 2013

Was zur Wahl steht.

 knipseline, pixelio.de

Alles drängt zur Mitte. Dort werden deutsche Wahlen nun einmal entschieden. Es geht allenfalls um Nuancen und ein paar verbale Köder für die eigene Klientel, die zu Haus zu bleiben droht.  

Gibt es gar keine Probleme, die nach Richtungsentscheidungen drängen?

Rechtzeitig zur Wahl wird in der Öffentlichkeit ein Thema angesprochen, an dem ein solches Problem aufscheint, man muss n8ur genauer hinsehen. Passend zu dem unlängst kolportierten Fall eines deutschen Kindes der Generation Praktikum, das sich in London bei einer amerikanische Bank für lau zu Tode gearbeitet hat, kommt die Rede auf die Erosion der Mittelschicht - aber ohne dass da ein Zusammenhang bemerkt würde. Weil der Kausalnexus  nicht erkannt wird.
 

Das wahre Problem der mittleren Schichten in unserer Gesellschaft heißt digitale Revolution. Die klassische Mittelschicht der kleinen Bürger, der Handwerker und Einzelhändler mit etwas eigenem Kapital, ist seit den fünfziger Jahren rapide geschrumpft, aber gerade ihnen bietet die digitale Revolution mit ihrer umfassenden Erübrigung menschlicher Arbeitskraft eine neue Aussicht. Der eigentliche Leidtragende der Digitalisierung dürfte eher das - inzwischen nicht mehr ganz zu Recht so genannte - Bildungsbürgertum sein. 
 
Nicht die Arbeiterschaft wohlbemerkt: Die wird restlos überflüssig. Wer nicht den zweifelhaften Aufstieg in die neuen Formen der Scheinselbständigkeit, ins Neue  Prekariat der digitalen Dienstleistungen schafft, wird gar keine (entlohnte) Arbeit mehr finden. Sie werden zu einem Proletariat wie im alten Rom, vom Staat mit Brot und Spielen ausgehalten und allenfalls, aber nicht zu sehr, zum Zeugen von Nachwuchs brauchbar.
 
Da werden sie sich mit einer großen - der größeren? - Zahl der bisherigen Bildungsbürger treffen. Der Staatsdienst, dessen Tätigkeit, wenn man sie so nennen will, im Verwalten, im bloßen Vermitteln  besteht, wird durch die Rechner ersetzt werden, so wie die Arbeiter durch die robotisierten Maschinen. Noch überflüssiger dürften die Leitenden Beamten werden, die einstweilen noch zwischen den nachdeordneten Vermittlern vermitteln, aber deren Widerstandskaft ist erheblich und reicht ganz weit bis in die Parlamente. Die werden sich in ihren Türmen einmauern, aber unter ihnen wirds ein Hauen und Stechen geben (während man sich bislang mit Tritten gegens Schienbein begnügte).
 
Und die Bildungsbürger im engeren Sinn, die Akademiker? Die werden zur Sauce bolognaise eingekocht, weiterhin ganz gut besoldet zwar, aber in feudale Botmäßigkeit gezwängt, die umso schwerer drückt, als sie anonym und gesichtslos ist. Sie werden die karrierebeflissensten, anpassungsbereitesten und subalternsten Elemente aus den anderen, digital freigesetzen Berufsgruppen aufnehmen müssen, welch ein Gräuel!
 
Die digitale Revolution, die im Prinzip das Gros der Gesellschaft von der Arbeit für fremdbestimmte Zwecke entlasten und für zweckfreie Tätigkeiten um der bloßen Schönheit willen freisetzen könnte, beschwört die Horrovision einer Totalen Bürokratie in einer Brave New World herauf.
 
Natürlich muss es nicht so kommen, dafür sind die Zeichen schon viel zu sichtbar. Und es gab auch schon eine Partei, die die digitale Revolution zu ihrem Kernthema erklärt hat. Und die sogar schon die richtige Fährte aufgenommen hat, in welcher Richtung die Lösung zu suchen ist. Aber hat nichts draus gemacht. Soll man ihr noch eine Chance geben? An diesem Sonntag können Sie darüber abstimmen.  


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