Montag, 24. August 2015
Am Ausgang des Mittelalters: Europa um 1400.
Robert Emmerich
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
24.08.2015 12:28
Die Polnische Historische Mission und der Würzburger Diözesangeschichtsverein veranstalten in Zusammenarbeit mit der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Toruń sowie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg eine wissenschaftliche Tagung unter dem Titel:
Krisen – Konflikte – Konsolidierungen
Politische, religiöse und gesellschaftliche Herausforderungen in Zentraleuropa um 1400
Kryzysy - konflikty - konsolidacje.
Wyzwania polityczne, religijne i społeczne w Europie Środkowej na przełomie XIV i XV wieku
Datum: 17.-18. September 2015 (Donnerstag-Freitag).
Die Tagung findet im Theodor-Kramer-Saal in Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg statt (Domerschulstr. 17, Würzburg).
Vor 600 Jahren, am 6. Juli 1415, wurde Jan Hus, der bekannte böhmische Theologe und Prediger, als Häretiker von der Vollversammlung des Konstanzer Konzils zum Tode verurteilt und noch am gleichen Tag samt seinen Schriften auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Mit seiner grausamen Hinrichtung war die Absicht verbunden, die Verbreitung seiner Lehre abrupt zu beenden. Jan Hus selbst hinterließ in seinem Abschiedsbrief die bedeutungsschweren Worte: „Das aber erfüllt mich mit Freude, dass sie meine Bücher doch haben lesen müssen, worin ihre Bosheit geoffenbart wird. Ich weiß auch, dass sie meine Schriften fleißiger gelesen haben als die Heilige Schrift, weil sie in ihnen Irrlehren zu finden wünschten".
Im Mittelpunkt der Tagung „Krisen – Konflikte – Konsolidierungen um 1400" steht aus Anlass dieses Gedenkjahrs die politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation in der Zeit von Jan Hus. Ein Schwerpunkt soll dabei auf Ostmitteleuropa und dem angrenzenden deutschsprachigen Kulturraum liegen.
Ziel der Konferenz ist es, die Krisen und Konflikte in ihren Kontexten, Potentialen und Dimensionen wie in ihren Verläufen und Formen der Bewältigung exemplarisch zu beschreiben. Im Besonderen sollen die transregionalen wie interkulturellen Auswirkungen verdeutlicht werden. Die Veröffentlichung der Vorträge ist zeitnah im Jahrbuch „Bulletin der Polnischen Historischen Mission", Nr. 11/2016, beabsichtigt.
Programm der Tagung
Donnerstag, den 17. September 2015
9:00-9:15 Grußworte
9:15-10:00 Einführungsvortrag
Uni.-Prof. Dr. Adam Krawiec (Uniwersytet im. A. Mickiewicza, Poznań): Eine Weltbildkrise? Die gelehrten Weltvorstellungen und ihre Vermittlung in Mitteleuropa um 1400
Diskussion
10:00-10:30 Kaffeepause
10:30-12:15 Jan Hus und das Konstanzer Konzil
Julian Happes M.A. (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg): Die Verbrennung von Jan Hus und Hieronymus von Prag in der Chronik des Konstanzer Konzils Ulrich Richentals (um 1360-1437)
Armin Bergmann M.A. (Universität Augsburg): Kardinal Francesco Zabarella (1360-1417) und seine Rolle im Entstehungsprozess des Dekrets „Haec sancta"
Dr. habil. Wojciech Mrozowicz (Uniwersytet Wrocławski): Constancie flammis adiectus. Johannes Hus und der Hussitismus in den Augen schlesischer Chronisten
Diskussion
12:15-13:45 Mittagessen
13:45-15:30 Jan Hus – geistige und politische Auseinandersetzungen
Szymon Górski M.A. (Instytut Historii PAN, Warszawa): Integrating or Disintegrating? The Crusades against the Hussites, 1420-1431
Prof. Dr. Krzysztof Bracha (Instytut Historii PAN, Warszawa): Die Polemik gegen den hussitischen Bildersturm im Lichte des Traktates "De superstitionibus" des Johannes von Wünschelburg (1380/1385-ca.1456)
Dr. Krzysztof Ratajczak (Uniwersytet im. A. Mickiewicza, Poznań): The school legislation of the Catholic Church in the husytian times
Diskussion
15:30-16:00 Kaffeepause
16:00-17:45 Religion und Reform
Dr. Dr. Leszek Zygner (Państwowa Wyższa Szkoła Zawodowa, Ciechanów): Vision der Kirchenreform im Spiegel der polnischen Statutengesetzgebung um 1400
Dr. Winfried Romberg (Julius-Maximilians-Universität Würzburg): Frömmigkeitsströmungen und religiöse Reform im spätmittelalterlichen Bistum Würzburg
Prof. Dr. Maria Starnawska (Akademia im. Jana Długosza, Częstochowa): Konflikt und Emanzipation. Die Bildung der Ordensstrukturen der Chorherren des Heiligen Grabes in Polen von der Mitte des 14. bis zum Mitte des 15. Jahrhunderts
Diskussion
19:00-20:00 Öffentlicher Abendvortrag (Ort: Ratssaal im Würzburger Rathaus, Rückermainstraße 2)
Einführung in das historische Rathaus: Dr. Hans Steidle (Stadtheimatpfleger in Würzburg): Das Wandbild im Ratssaal des Würzburger Rathauses
Prof. Dr. Andrzej Radzimiński (Uniwersytet Mikołaja Kopernika, Toruń): Die Zeit der Krisen und der Durchbrüche um 1400: Mittelosteuropa im Spätmittelalter
Anschließend Empfang
9:00-12:15 Politische Formen von Macht und Ohnmacht. Alte und neue Kräfte
Dr. Klara Hübner (Slezská univerzita v Opavě): Herrscher in der Krise – die Krise des Herrschers. König Wenzel IV. (1361-1419) als Projektionsfläche zeitgenössischer Propaganda
Dr. Paul Srodecki (Universität Gießen): «... quia inter vos, qui estis firmissima propugnacula christianorum, stabilita concordia est valde opportuna ...« Sacerdotium und Imperium als vermittelnde Kräfte im Konflikt zwischen dem Deutschen Orden und dem Königreich Polen im frühen 15. Jahrhundert
Diskussion
10:05-10:35 Kaffeepause
Dr. Dmitriy Weber (Staatliche Universität St. Petersburg): Der Deutsche Orden und Polen im Zeitalter des Konzils von Konstanz. Der Livländische Zweig des Deutschen Ordens und die politischen Ereignisse am Anfang des 15. Jahrhunderts
Sebastian Kubon M.A. (Universität Hamburg): Hochmeister Michael Küchmeister und die Konflikte des Deutschen Ordens mit Polen und Litauen der Jahre 1414 bis 1422. Krisen ohne Ende oder eine Phase der Konsolidierung?
Łukasz Fabia M.A. (Jagiellonen-Universität, Kraków): Zeremonie und Gestik in Kommunikation zwischen Jagiellonen und Hochmeister des Deutsche Ordens im 15. Jahrhundert
Diskussion
12:15-13:45 Mittagessen
13:45-17:30 Regionalität und transregionale Problemlagen
Prof. Dr. Wolfgang Wüst (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg): Kommunikation in der Krise? Nürnbergs Ostbeziehungen während der Hussitenkriege
Dr. Julia Burkhardt (Heidelberger Akademie der Wissenschaften): Ein Königreich im Wandel: Ungarn um 1400
Diskussion
15:00-15:30 Kaffeepause
Alexander Querengässer (Dresden): Vom Fall der Luxemburger und dem Aufstieg der Wettiner. Die Grenzkonflikte zwischen der Markgrafschaft Meißen und Böhmen im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert
Dr. Markus Naser (Julius-Maximilians-Universität Würzburg): Aufbau und Verteidigung eines reichsstädtisch-rothenburgischen Territoriums unter Bürgermeister Heinrich Toppler (um 1340-1408)
David Weiss (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg): Die ‚enthauptete' Hanse – Ein Spiegel der schwachen Reichsgewalt?
Diskussion
Veranstalter:
• Polnische Historische Mission an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg – Dr. Renata Skowrońska
• Würzburger Diözesangeschichtsverein – Prof. Dr. Wolfgang Weiß & Dr. Winfried Romberg
• Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń, Institut für Geschichte und Archivkunde, Lehrstuhl für Geschichte der Baltischen Länder – Prof. Dr. Andrzej Radzimiński
• Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte – Prof. Dr. Helmut Flachenecker
Die Tagung wird durch folgende Institution gefördert:
• Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg
• Bayerische Staatskanzlei
• Stadtarchiv Würzburg
• Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit
• Würzburger Diözesangeschichtsverein
Die Tagung wird unter der Schirmherrschaft von Herrn Oberbürgermeister Christian Schuchardt veranstaltet
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