Montag, 17. April 2017
Das Gute am Schlechten.
Die Türken in Deutschland sind nicht eine zugewanderte Minderheit wie irgendeine andere - sie sind ewas Ein- maliges: Indopakistaner und Westinder in England, Nord- und Schwarzafrikaner in Frankreich, Afroamericans in den USA - sie alle verbindet mit dem Land, in dem sie leben, und mit dem Volk, in dem sie leben, eine gemeinsame Geschichte, die beide Seiten daran hindert, einander gleichgültig zu sein. Das ist, im Guten wie im Schlechten, eine kulturelle Klammer, die das Zusammenleben immerhin in einen gemeinsamen Horizont bettet, weil es für beide Seiten ein Problem darstellt, das sie selbst betrifft. ("Ab nach Hause" können sie nicht einfach sagen.)
Nichts dergleichen gibt es zwischen Türken und Deutschen.
Das gestrige Referendum könnte das ändern.
Die einzig legitime Identität der türkischen Nation war der Kemalismus. Vor ihm gab es kein türkisches Volk, es gab eine Türkisch sprechende und arabisch schreibende Ethnie in einem muslimischen Universalreich. 'Sie selber' wurden die Türken erst durch die kemalistische Republik.
Die gibt es seit gestern nicht mehr. Erdogans knapper Sieg öffnet ein ganz neues Kapitel in der Bildungsgeschichte der türkischen Nation.
Was gibt es heute, was es zu Kemals Zeiten nicht gab? Eine millionenköpfige Diaspora im europäischen Westen. Kemal wollte den Westen nach Kleinasien holen, Erdogan erbt Millionen Anatolier im Westen.
Und deren mit Abstand größtes Bollwerk ist Deutschland. Was immer sonst noch passieren wird unter der neo- osmanischen Autokratie - der Widerstand der freiheitlichen Opposition wird unvermeidlich seine befestigte Basis im liberalen Deutschland finden. Deutsche und Türlen werden eine gemeinsame Geschichte haben.
Dass ausgerechnet die deutschen Türken zu fast zwei Dritteln für die Autokratie gestimmt haben, gibt der Sache eine zusätzliche Pikanterie; ohne sie, allein im Inland, wo die Folgen unmittelbar spürbar werden, hat Erdogan verloren. Das wird das Zusammenleben in Deutschland nicht leichter machen, dafür werden seine Spitzel schon sorgen..
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