aus FAZ.NET, 24. 5. 2017
... Man kann die Idee einer Leitkultur und einer Identität leicht verneinen,
wenn man sich über Normen einig ist: Dann scheint es, als gäbe es so
etwas gar nicht, weil es jeder automatisch tut, und man es nicht als
relevant ansieht. Niemand käme auf die Idee, Ehebruch in Deutschland zu
einer gesellschaftlichen Norm zu erklären: Das wird halt bei uns so
gemacht, bis hinauf zum höchsten Politikerinnen und Politikern gleich
welcher Partei.
Dass es sehr wohl etwas mit unserer Identität zu tun
hat, merkt man erst, wenn man in die andernorts geltende Scharia blickt.
Es muss ja nicht gleich Steinigung sein, aber es gibt international
sehr unterschiedliche Vorstellungen, welches Verhalten statthaft ist.
Man denkt darüber einfach nicht nach, wenn man daheim ist. Aber wer
nicht glaubt, dass es so etwas wie eine spezifisch deutsche Leitkultur
gibt, sollte einfach längere Zeit im Ausland verbringen – es muss noch
nicht einmal Iran oder Nordkorea sein.
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