Heute
vor 150 Jahren veröffentlichte Marx sein Hauptwerk «Das Kapital». Aus
Sicht unseres Gastautors sind die Phänomene, die Marx damals beschrieb,
aktueller denn je. «Damit sägt der Kapitalismus am eigenen Ast»,
schreibt Christoph Henning, Junior Fellow für Philosophie am
Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt.
«Im Ergebnis schwirrt das Kapital auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten verzweifelt umher. Es versucht Löhne zu senken, Standards zu unterlaufen, politische Widerstände zu brechen, Menschen in Kunden zu verwandeln und die letzten Refugien dem Markt einzuverleiben.»
Wirtschaftskrisen gehörten für Marx als ganz natürliches Phänomen zum Kapitalismus. Er unterschied drei Typen:
- Die Dauerkrise der sozialen Ungleichheit. Schliesslich schafft der Kapitalismus grossen Reichtum, aber nun einmal nicht für alle.
- Marktungleichgewichte führen zu regionalen Überangeboten oder Engpässen. Preise fallen oder steigen, es kommt zu Bankrotten und allgemein zu Kapitalvernichtung. Das Problem: «Alle Beteiligten produzieren auf Verdacht – also anarchisch – und konkurrenzieren sich gegenseitig in Grund und Boden», schreibt Henning.
- Der Konkurrenzkampf führt letztlich dazu, dass Unternehmen immer effektivere Maschinen einsetzen. In der Folge sinken die Preise, aber auch die Löhne. Es muss mehr produziert werden, die Profitrate sinkt. «Da durch die Mechanisierung der Anteil der Arbeit an den Produkten sinkt, vertrocknet die Quelle des Profits allmählich (nämlich die Arbeit, aus der Mehrarbeit gezogen werden kann)
Denkt
man darüber nach, man findet Beispiele für all diese von Marx
beschriebenen Phänomene. Nur, wann hört man einen Politiker oder
Wirtschaftsboss sich auf «Das Kapital» berufen?
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