Sonntag, 4. Juni 2017

Am Ursprung der Geldwirtschaft.


Antike griechische Münze
aus Die Presse, Wien
Der große Wert der kleinasiatischen Münzprägung
Griechen und Lyder Kleinasiens prägten im siebenten Jahrhundert v. Chr. die ersten Münzen des Mittelmeergebiets aus Gold-, Silber- und Kupfermischung. Die Münzen dienten nicht zum Warentausch, sondern als Sold.

Soldaten gehörten zu den mobilsten Menschen der antiken Welt. Verließen sie für Jahre ihr Land, dann meist, weil ihnen kein zu bewirtschaftender Grundbesitz zur Verfügung stand. Ihr Sold musste folglich reizvoll sein. Schließlich wollten sie, vom Krieg zurückgekehrt, Ländereien kaufen und beackern. Lyder (im Gebiet der heutigen Türkei) und Griechen begannen im siebten Jahrhundert v. Chr., Münzen zu prägen, deren Wert so hoch war, dass sie beim täglichen Handel unbrauchbar ware

„Die Münzen dienten nicht dazu, auf dem Markt Brot oder Kohle zu kaufen“, sagt Wolfgang Fischer-Bossert vom Institut für Kulturgeschichte der Antike der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Die älteste Münzprägung im Mittelmeerraum war eine „high value currency“, eine Währung mit sehr hohem Wert. Fischer-Bossert untersucht diese Währung im vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekt „Kleinasien und die Geburt des Münzgeldes“ erstmals flächendeckend. Das Problem für die Forschung ist, dass die Münzen kostbar waren und sind. Daher liegen die Prägeserien weltweit verstreut in Privatsammlungen oder großen Museen in New York, Berlin, Paris, London, Athen und Wien. Die wertvollsten Münzen, Statere, werden von Sammlern nur widerwillig der Forschung zur Verfügung gestellt.

Fischer-Bossert durchforstet daher vor allem die Bestandskataloge der Museen, die allerdings nicht immer vollständig sind. Die Forschungsarbeit am Standort Paris ist bereits so gut wie abgeschlossen. Die dortigen Münzen sind numismatisch und metallurgisch analysiert. Die Ergebnisse sollen demnächst in Fachjournalen publiziert werden.

Wien ist Weltzentrum

In Wien hat der gebürtige Deutsche ein gutes Basislager für seine Forschung aufgeschlagen, denn hier sei „eines der Weltzentren der Numismatik mit einer jahrhundertelangen Tradition“. Dass die Münzprägung gerade in der antiken Landschaft zwischen Ionien, mit den bedeutenden Städten Ephesos und Milet, und Lydien mit dessen Hauptstadt, Sardes, entlang der Westküste Kleinasiens (heute Türkei) entstanden ist, beruht darauf, dass hier eine entscheidende Kontaktzone der antiken Welt war: Zwei politische Entitäten standen auf engem Raum im regen kulturellen Austausch.

Die Münzen zeigen auf einer Seite meist figürliche Darstellungen, Tiere, Pflanzen oder geometrische Formen. Die Rückseite blieb leer. Diese ist lediglich mit Punzeinschlägen gekennzeichnet, die ihr Gewicht markiert haben. Das Material besteht aus einer Gold-, Silber- und Kupfermischung. Diese Legierung heißt in der Fachsprache Elektron. Der etwa zwei prozentige Kupferanteil macht die Münze härter als eine reine Gold- oder Silbermünze. Die Legierung war kein Notbehelf, wie bislang von den Forschern angenommen. Die Griechen und Lyder schufen mit der Elektronmünze eine stabile Währung, die sich nicht so schnell abnutzte wie Goldmünzen und länger zirkulieren konnte.

Die Münzprägung veränderte den wirtschaftlichen Alltag nicht radikal, sondern evolutionär. Erst allmählich akzeptierten die antiken Händler Münzen als Zahlungsmittel. Der Tauschhandel blieb lang bestehen. Doch wegen der wachsenden Akzeptanz fing man an, kleinere Zahlungswerte, zumeist aus Silber, herzustellen. Das führte schließlich zur Explosion von Kleinwerten, die bis hinunter zu den heute verwendeten Bronzemünzen reichen. (por)


Nota. - Nicht zu vergessen, dass die römische Republik ihre Soldaten zuerst mit Salz - sal - bezahlte; Salaire und Salariat stammen daher.
JE


 

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