Dienstag, 27. Juni 2017
Keine Ehe für alle.
Der ursprüngliche Grund, die Ehe rechtlich und namentlich steuerrechtlich zu privilegieren, war der: Nur in der Ehe werden legitime Kinder geboren, die den Familienbesitz erben und vererben können. Eine Gesellschaft, die meinte, auf Familie und auf Eigentum zu gründen, konnte nicht anders entscheiden.
In Zeiten des anonymen Aktienkapitals, das von Angestellten verwaltet wird, steht das Erbrecht nicht mehr im Vor- dergrund. Es ist nicht einmal mehr die Regel, dass aus einer Ehe Kinder hervorgehen - und auch nicht die Regel, dass ein Kind aus einer Ehe hervorgeht.
Man könnte nun sagen: Streichen wir das Institut einfach, dann haben wir einen Zankapfel weniger. Denn einen Grund, das Zusammenleben von zwei Leuten, seien es Frauen, seien es Männer, steuerlich oder sonstwie zu privi- legieren, gibt es nicht: Das sind Privatangelegenheiten, die den Staat nichts angehen. Ein gemeinsamer Haushalt ist in der Regel ohnehin billiger.
Schon richtig, nur gibt es eben Lebensgemeinschaften von jeweils einem Mann und einer Frau, in denen tatsächlich Kinder geboren werden. Das Großziehen der Kinder muss allerdings von der staatlichen Gemeinschaft unterstützt werden. Und dass der Mann und die Frau zusammenbleiben, solange die Kinder minderjährig sind, verdient eben- falls öffentliche Förderung. Das hat mit dem Rechtsinstitut Ehe aber nichts zu tun.
Nun war die steuerliche Privilegierung der Ehe allerdings auch als Aufforderung zum Kinderkriegen gedacht: Der gemeinsame Haushalt sollte finanziell so gestellt sein, dass ein elementarer Hausstand, der für die Kinderaufzucht erforderlich ist, überhaupt erst eingerichtet werden konnte: eine "ursprüngliche Akkumulation". Aber auch dazu ist das Rechtsinstitut Ehe nicht unverzichtbar. So konnten in der DDR großzügige Familiendarlehen fruchtbar abge- kindert werden. Und auch im Westen kommen Kinder inzwischen viel zu oft ohne Rücksicht auf die wirtschaftlich-sozialen Lebensbedingungen zu Welt. Wenn andererseits Eheleute sagen, sie wollten ja Kinder haben, aber sie hätten noch nicht genug angeschafft, dann kann man die Kinder, die dort nicht zur Welt kommen, nur beglückwünschen.
Kurz und gut, man könnte ohne reellen gesellschaftlichen Schaden das Institut Ehe getrost abschaffen, für alle.
PS. - Dies vergaß ich hinzuzufügen: Dazu hielte auch ich eine Verfassungsänderung für angezeigt.
JE
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