Sonntag, 25. Juni 2017
Hat ers nicht verstanden oder pfeift er im Wald?
Angela Merkel und der CDU einen "Anschlag auf die Demokratie" vorzuwerfen, weil sie um der "asymmetrischen Demobilisierung" willen eine Debatte um die großen Zukunftsfragen der Nation verweigere, ist Wahlkampfgetöse in unpassend schrillem Ton. Dramatisch ist nur die Lage der SPD, nicht die Deutschlands. Wenn er dagegen vom Durchwursteln spricht, trifft er den entscheidenden Punkt - aber von der falschen Seite. Er hat nicht begriffen, dass Angela Merkels Stärke darin liegt, dass sie Politik nach Hausfrauenart glaubhaft macht in einer historischen Situation, wo alles andere wahnwitzig wäre.
Für die gegenwärtige volatile Weltlage gibt es keinen Vorläufer, an dem man sich orientieren könnte, und das gilt nicht nur für die machtpolitischen Konstellationen, sondern für die Zukunft der kapitalistischen Wirtschaftsordnung selbst. (Zum Thema digitale Revolution hat sich Frau Merkel übrigens früher vernehmen lassen als die SPD und Schulz.) In der unübersichtlichen Gemengelage der Tagesgeschäfte ist Sichtflug das einzig Realistische, und es kommt darauf an, dass man dem, das heißt in diesem Fall: der vertrauen kann, die das Ruder hält. Zugeben wird das kaum einer, aber das ist zweifellos der Grund, warum Angela Merkel auch im kommenden September wiederge- wählt wird.
*
Damit ist eigentlich alles gesagt, was zum SPD-Parteitag zu sagen nötig ist. Zum Überfluss füge ich hinzu: Die deutschen Wähler haben in dem Punkt völlig recht. Nicht nur wissen wir, dass wir uns auf Mutti verlassen können; wir wissen auch, warum: weil sie nämlich in der alles entscheidenden Zukunftsfrage der Nation längst klar und deutlich... nein, nicht gesagt, sondern praktisch vorgeführt hat, wo ihre Vision hingeht: Europa starkmachen in der Welt, und das muss sich Deutschland notfalls etwas kosten lassen, weil es sich das mehr als andere leisten kann.
Es war das Flüchtlingsthema, Herr Schulz, an dem die ganze Welt erkannt hat, wofür Frau Merkel steht und worauf sie hinauswill. Wenn Sie ein ehrlicher Mann wären, hätten Sie das in Ihrer heutigen Rede sagen müssen, aber dann würden Sie nicht mehr gegen sie kandidieren können. Also beschwören Sie ein Attentat auf die Demokratie herauf. Das ist jämmerlich und verdirbt die Sitten..
Dass Sie's nicht verstanden hätten, glaube ich eigentlich nicht. Es bleibt Ihnen nur nichts anderes mehr übrig und Sie pfeifen im Wald.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen