Donald Trump will auch die Kuba-Politik Barrack Obamas rückgängig machen. Das könnte gravierende Folgen für die dortige Wirtschaft haben. Die Neue Zürcher bringt dazu heute einen Bericht von Richard Bauer.
... An den Kragen
gehen soll es in erster Linie den Staatsunternehmen auf Kuba, die von
den Militärs beherrscht werden. Und deren gibt es Unzählige. Bedroht
sind alle bestehenden und künftigen Geschäftsbeziehungen amerikanischer
Unternehmen mit Firmen, die dem Ministerium der Revolutionären
Streitkräfte angegliedert sind und wo der Generalverdacht besteht, dass
sich der engste Kreis der Gefolgschaft Castros persönlich bereichert.
Die Generäle und Offiziere kontrollieren wichtige Geschäftszweige, die
vor allem in harten Währungen operieren. Dazu gehören der boomende
Tourismus und die üppig fliessenden Überweisungen der Exilkubaner, die
Rimessen.
«Wohlweislich
investieren die Holdinggesellschaften der Militärs in die international
ausgerichteten, lukrativen Sektoren der kubanischen Wirtschaft»,
schreibt Richard Feinberg, ein amerikanischer Kubaspezialist. Sein
Fazit: Damit bringen sich die militärischen Technokraten in eine
Position, die in einem nach aussen geöffneten und global auftretenden
Kuba wichtig sein wird. Bekannt ist, dass die militärischen und zivilen
Eliten in Havanna die Prozesse, die sich in den Transitionsländern nach
dem Ende der Sowjetunion abgespielt haben, genau studiert haben, um
daraus ihre Lehren zu ziehen.
Alles
deutet darauf hin, dass sich die Generäle ihre Pfründen auch für den
Fall eines Zusammenbruchs des Revolutionsregimes zu erhalten suchen. Sie
werden beim Übergang von der Staats- zur freien Marktwirtschaft ein
Wörtchen mitreden und dank geschickten Privatisierungen ihre
wirtschaftliche Zukunft absichern wollen.
Schätzungsweise 40 bis 60 % der kubanischen Deviseneinkünft würden mittlerweile vom Unternehmen erwirtschaftet, die unter der Kontrolle der Revolutionären Streitkräfte stehen. Eine große Rolle spielen dabei die sogenannten Dollarläden, wo Kubaner importierte Waren zu überhöhten Preisen kaufen können. Wenigstens 70% des Einzelhandels mit Importen befänden sich in den Händen des Militärs.
Kernstück
des militärischen Wirtschaftsimperiums sind die zwei
Holdinggesellschaften Grupo de Administración Empresarial Gaesa und
Corporación Cimex. ...
Seit
Raúl Castro im Jahr 2008 die Regierungsgeschäfte von seinem inzwischen
verstorbenen Bruder Fidel übernommen hat, ist der Einfluss der Militärs
auf die kubanische Wirtschaft rasant gestiegen. Im Gegensatz zu den
Apparatschiks der Staatsbürokratie und den Parteibonzen gelten die
Offiziere in Kuba als disziplinierte, effiziente und gut geschulte
Manager. Mit dem Transfer der Gruppe Cimex vom mächtigen
Innenministerium – diesem untersteht der Staatssicherheitsdienst – an
das Armee-Ministerium gelang Raúl Castro 2010 ein Meisterstück.
Beide
Ministerien verfügten ursprünglich über getrennte Unternehmen, deren
Profite zur Selbstfinanzierung ihrer Institutionen und als Portokasse
zur Befriedigung der Luxusbedürfnisse der Offiziere dienten. Fidel
Castro spielte zeit seines Lebens die zwei wichtigsten Stützen seiner
Macht gegeneinander aus. Gleichberechtigt durften sich Polizei und
Militär aus dem begehrten Devisen-Topf bedienen. Am Umsatz gemessen, war
Cimex bis zur Übernahme durch die Militärs das grösste
Unternehmenskonglomerat Kubas. Hier war unter anderem der ganze Export
von Rum, Tabak, Zucker und Kaffee angesiedelt.
Seit dem Tod Fidel Castros hat das Militär seinen Einfluss im Tourismus- und Finanzgeschäft ausgeweitet. Der von Fidel protegierte Historiker Eusebio Leal, der die Altstadt von Havanna zum Unesco-Weltkulturerbe machen konnte, wurde entmachtet und seine Unternehmensgruppe Habaguanex der Gaesa-Holding angeschlossen: Er hatte zu viel Erfolg gehabt.
Seit dem Tod Fidel Castros hat das Militär seinen Einfluss im Tourismus- und Finanzgeschäft ausgeweitet. Der von Fidel protegierte Historiker Eusebio Leal, der die Altstadt von Havanna zum Unesco-Weltkulturerbe machen konnte, wurde entmachtet und seine Unternehmensgruppe Habaguanex der Gaesa-Holding angeschlossen: Er hatte zu viel Erfolg gehabt.
Die
andere bedeutende Übernahme durch Gaesa betrifft die für den
Aussenhandel zuständige Staatsbank Banco Financiero Internacional (BFI).
Sie ergänzt das Monopol der Financiera Cimex (Fincimex), über die alle
Devisentransaktionen der Exilgemeinde und von Reservationsplattformen
für Unterkünfte wie etwa Airbnb laufen. Auch ist Fincimex der einzige
autorisierte Geschäftspartner von Western Union und erledigt das
Kreditkartengeschäft für Visa und Mastercard. Gut in Stellung gebracht
haben sich die Militärs im Tiefseehafen von Mariel und der angrenzenden
Industriezone. Almacenes Universales, ein weiteres Unternehmen von
Gaesa, sorgt für den Transport von Containern und betreut die
Infrastruktur des Industriegebiets.
Während der privilegierten Wirtschaftsbeziehungen mit der Sowjetunion herrschte ein bequemer Trott. Der Tourismus spielte keine Rolle und wurde miusstrauisch kleingehalten.
Das
änderte sich schlagartig in den neunziger Jahren des letzten
Jahrhunderts, als es in Kuba an allem fehlte und Fidel Castro eine Art
Kriegswirtschaft, die Sonderperiode in Friedenszeiten, ausrufen musste.
Plötzlich erinnerte man sich an vorrevolutionäre Zeiten, als Kuba als
karibisches Touristenparadies bekannt war. Die Militärs, damals
angeführt von Armeegeneral Raúl Castro, stiegen ins Tourismusgeschäft
ein. Der zermürbende Krieg in Angola war beendet, die kubanischen
Streitkräfte auf ein Minimum reduziert. Beschäftigungslose Offiziere gab
es in Hülle und Fülle. Die Fähigsten wurden an Management-Schulen ins
Ausland geschickt.
Zurück auf der Insel, vertrauten die Generäle den neuen Kadern die Leitung wichtiger Unternehmen im Tourismussektor an. Geschaffen wurde ein olivgrüner Staat im Staat. Schritt für Schritt wurde der Grupo de Turismo Gaviota zur zentralen Schaltstelle ausgebaut, an der noch heute kein ausländischer Reisevermittler und kein Tourist vorbeikommt. Militärische Pünktlichkeit, ein geschniegeltes Auftreten und Ausdrücke aus der Kasernenwelt verraten die Herkunft vieler Mitarbeiter. Wer sich für einen Job bei einem Unternehmen der Gaviota-Gruppe bewirbt, erreicht sein Ziel meist mit Schmiergeld, eine willkommene Einnahmequelle für mittlere Kader.
Zurück auf der Insel, vertrauten die Generäle den neuen Kadern die Leitung wichtiger Unternehmen im Tourismussektor an. Geschaffen wurde ein olivgrüner Staat im Staat. Schritt für Schritt wurde der Grupo de Turismo Gaviota zur zentralen Schaltstelle ausgebaut, an der noch heute kein ausländischer Reisevermittler und kein Tourist vorbeikommt. Militärische Pünktlichkeit, ein geschniegeltes Auftreten und Ausdrücke aus der Kasernenwelt verraten die Herkunft vieler Mitarbeiter. Wer sich für einen Job bei einem Unternehmen der Gaviota-Gruppe bewirbt, erreicht sein Ziel meist mit Schmiergeld, eine willkommene Einnahmequelle für mittlere Kader.
Zu
Gaviota, einem Unternehmen der Holding Gaesa, gehören die Taxibetriebe
Cubataxi, Panataxi und Havanataxi. Transgaviota verleiht Mietwagen und
organisiert Busreisen. Aerogaviota bedient mit eigenen Flugzeugen
Inlandflüge, im Cockpit sitzen ehemalige Militärpiloten. Gaviota Tours
betreibt ein Netz von Reisebüros. Mit Comercial Gaviota muss jeder
Hotelier und Restaurantbetreiber geschäften, will er ausländische
Produkte für seinen Betrieb einführen, vom Shampoo über Wein bis zu
Sonnenschirmen und Liegestühlen. Die fünf Jachthäfen des Landes sind
Teil von Gaviota, ebenso 55 Hotels, 26 Restaurants und 18 Ferienanlagen.
Auch Hotels internationaler Ketten haben in der Regel eine Beteiligung
von Gaviota. Beispiele sind das jüngst eingeweihte erste echte
Fünfsternhotel der Insel, das von der Genfer Gruppe Kempinski geführt
wird, oder das 2016 eröffnete «Sheraton» der Marriott-Gruppe. ...
Nota. - Der Ausdruck tiefer Staat wurde in Ägypten unter Hosni Mubarak geprägt, um die typische Verflechtung des Militärapparats mit Industrie und Handel zu bezeichnen. Der Tiefe Staat hat Mubarak gerade noch rechtzei- tig fallen lassen und mit der Volksbewegung Katz und Maus gespielt. Zu keinem Monent ließen sie die Fäden aus der Hand und haben eine Konterrevolution wie fürs Lehrbuch durchgezogen.
Wären nicht die Vereinigten Staaten so nah, könnte man darin auch die Zukunft Kubas erblicken. Ein paar Millionen Exilägypter warteten nicht ein paar Meilen vor der Küste. Aber vielleicht können die Kubaner sich ja friedlich wiedervereinigen...
JE
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