Sonntag, 15. Oktober 2017

Auch Afrikaner waren weiß, bevor sie schwarz wurden.


aus derStandard.at, 14. Oktober 2017, 16:46

Neue Studie über Hautfarben räumt mit alten Vorurteilen auf
DNA-Analysen von mehr als 2000 Afrikanern zeigen: Hauttöne variieren seit gut 900.000 Jahren, und hellere Pigmentierung ging vielfach dunklerer voraus

von Klaus Taschwer

Philadelphia/Wien – Die Frage, ob es menschliche "Rassen" gibt und wie diese einzuteilen seien, beschäftigt nicht nur die Anthropologie seit gut 200 Jahren. Auch wenn das Konzept heute als wissenschaftlich weitgehend obsolet gilt, unterscheiden sich heutige Vertreter von Homo sapiens äußerlich durch ihre Hautfarben.

War der Mensch ursprünglich dunkelhäutig?

Da der moderne Mensch in Afrika entstand und heute lebende Afrikaner dunkle Haut besitzen, geht man gemeinhin auch davon aus, dass die dunkle Hautfärbung auch die ursprünglichere war. Doch wie eine neue Studie von Forschern um Sarah Tishkoff (Universität Philadelphia) im Fachblatt "Science" zeigt, ist die Sache um einiges bunter und komplizierter, als selbst Humangenetiker bisher dachten.

Denn auch diese gingen davon aus, dass nur einige wenige Gene für die Farbtöne unserer Haut sorgen: bei den Afrikanern etwa das Gen MC1R, das für dunkle Pigmentierung verantwortlich sei.

Viele Schattierungen von "Braun"

Für ihre neue Untersuchung nahmen Tishkoff und ihr Team die Haut von mehr 2000 Menschen aus Äthiopien und Tansania (jeweils Ostafrika) und dem südafrikanischen Botswana unter die Lupe, sprich: Sie bestimmten deren erstaunlich stark variierenden Hauttöne und nahmen dazu DNA-Proben der Testpersonen, die aus verschiedenen Ethnien stammten.

Die Ergebnisse waren einigermaßen überraschend. Die Forscher fanden insgesamt acht Bereiche des Genoms, die mit der Pigmentierung zu tun haben und rund 30 Prozent der Variation erklären. Und für alle acht Bereiche gab es je eine Variante, die für hellere und für eine dunklere Haut sorgt. Vier der helleren Varianten entstanden vor mehr als 270.000 Jahren, also noch vor dem ersten Auftreten des Homo sapiens, vier überhaupt schon vor rund 900.000 Jahren

Das Gen OCA2 etwa, das mit Pigmentierungen der Europäer in Zusammenhang steht, behauptet sich seit mehr als 600.000 Jahren. Das wiederum bedeutet, dass diese Varianten schon vorhanden waren, ehe es zur Aufspaltung in moderne Menschen, Denisova-Menschen und Neandertaler kam.

Hellere Pigmentierung kam vor dunkler

Drei der besonders dunklen Hautvarianten von afrikanischen Ethnien dürften erst als Variante hellerer Vorformen entstanden sein. Und die ältesten Varianten, die entdeckt wurden, sind für helle Hautfarbe verantwortlich. Dass die Vertreter der San in Botswana eine besonders helle Hautfarbe haben, obwohl sie als eine der ältesten Populationen von Homo sapiens gelten, passt da gut ins Bild.

Die helle Haut von Schimpansen

Tishkoff und ihr Team spekulieren auch, wie es zur dunkleren Pigmentierung gekommen ist, und verweisen darauf, das Schimpansen unter ihrem dunklen Fell eine helle Haut haben. Dunkle Haut sei erst ab dann von Vorteil gewesen, als unsere Vorfahren die Körperbehaarung verloren und vom Wald in die Steppe emigrierten.


Nota. - Hinterher klatscht man sich an die Stirn und sagt: Ist doch klar! Unsere behaarten Vorfahren konnten keine Pigmente bilden - sie brauchten keine. Erst nach dem Verlust des Haarkleides konnte sich die Fähigkeit der Haut, Melanin aufzubauen, nach und nach entwickeln. Blass kommt selbstverständlich vor dunkel! (Solange die Hominiden im Urwald lebten, was Sonneneinstrahlung kein Problem.)

À propos Vorurteile: Dass Weiß die ursprüngliche, "echtere" Färbung unserer Haut ist, passt einem Rassisten gut in den Kram. 
JE








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