Samstag, 14. Oktober 2017

Muslimische Feiertage.

Caravaggio, Abraham opfert Isaak

am 13. 1. 15 schrieb ich:

Nicht nur die christliche Religion, sondern auch die christlichen Kirchen haben die abendländische Kultur geprägt; und dies lange bevor wir demokratisch, republikanisch,* laizistisch und liberal geworden sind. 

Wir sind demokratisch, republikanisch, laizistisch und liberal geworden, und den Einfluss der Kirchen aufs öffent- liche Leben und das Lasten der Dogmen auf den Intelligenzen haben wir zurückgedrängt, soweit es geht, und eines Tages werden auch in Bayern die Kruzifixe aus den Klassenzimmern verschwunden sein.



Die Kirchensteuer könnten wir auch noch abschaffen, aber die Dome in Köln, Speyer und Limburg müssten wir doch aus Mitteln des Gemeinwesens unterhalten (und möglichst als Kirchen), weil sie zum Bestand unserer Kultur gehören, so wie die Weihnachts- und Osterfeiertage auch - und noch einiges mehr, worüber man im einzelnen durchaus streiten kann. 

Es leben einige Millionen Muslime in Deutschland, und so, wie Deutschland nun einmal geworden ist, gehören sie dazu. Der Islam gehört nicht zu Deutschland. Religion ist Privatsache. Dass wir unsere christliche Herkunft nicht einfach abstreifen können - ich meine: auch in der Öffentlichkeit nicht - wie ein Hemd, ist grad genug. Für irgend- welche Importe ist kein Platz. Was in deutschen Satiremagazinen stehen darf und was nicht, regeln deutsche Gesetze und keine Fatwas. 

*) In Deutschland waren die Landesfürsten bis zur Revolution von 1918 zugleich die obersten Bischöfe der lutherischen Landeskirchen.



Aktueller Nachtrag. 

Ein staatlicher muslimischer Feiertag für alle Deutschen? Und warum kein jüdischer? Feiertage können wir Werk- tätigen gar nicht genug bekommen! Juden haben wir nicht so viele wie Türken? Na, wenn's danach geht - wenn uns eines Tages die Nordsee ein paar hunderttausend Inder an den Strand spült, wäre dann ein hinduistischer Feiertag fällig? 

Oder muslimische Feiertage nur für Muslime? Soll von staatswegen überprüft werden, welcher Türke Muslim und welcher Christ ist, oder gilt der Türke vor deutschem Gesetz an sich als Muslim? Das eine lässt, lieber Herr Bundes- innenminister, das Grundgesetz gottlob genauso wenig zu wie das andere.

In manchen deutschen Gegenden sind die katholischen Feiertage amtliche Feiertage, in andern nicht. Ich bin in Berlin zur Schule gegangen. Da hatten die katholischen Schüler zwar schulfrei, aber beneidet haben wir andern sie nicht; denn damals mussten sie noch stattdessen in die Kirche. Am Reformationstag trafen wir anderthalb Atheisten die dreieinhalb Katholiken wieder - auf der Schulbank, denn da hatten die Evangelischen frei, aber beneidet haben wir sie wiederum nicht, denn sie mussten - damals noch - stattdessen in die Kirche; mindestens bis zur Konfirmati- on.

Das sind Überreste unserer kulturellen Vergangenheit. Die Feiertage sind kulturelle Errungenschaften, wie der christliche Sonntag. Sie sind als solche erhaltenswert, und sei's zum Preis einer rechtsstaatlichen Verrenkung, man kann sich sein Erbe ja nicht aussuchen.

Aber die Konfessionalisierung ist weiß Gott nicht unsere Zukunft. Wenn das Herrn de Maizières Idee war, sollte er von der schwarz-gelb-grünen Regierung ausgetauscht werden. Die Zukunft des freiheitlichen Rechtsstaats ist die Trennung von Kirche und Staat:

Vorwärts immer, rückwärts nimmer!


P.S.: Martin Schulz tutet in de Maizières Horn? Das sieht ihm ähnlich; mehr fällt mir dazu nicht ein. 



 


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