Dienstag, 6. Oktober 2015

Die ursprüngliche Landnahme.

N.N. Magyarische Landnahme unter Árpád

Wenn es nach mir ginge, würde der Ausdruck Neolithische Revolution künftig ersetzt durch Die ursprüngliche Land-nahme– Das ist zunächst eine Analogie zur Ursprünglichen Akkumulation des Kapitals, die ja nur eine sogenannte war, gewiss. Aber in der Wortspielerei steckt mehr.

Die neolithische Revolution – gab es in der Jungsteinzeit nicht mancherlei Revolutionen? Aber hier geht es um die  bezeichnet, je wo man die Betonung legt, die Sesshaftwerdung unserer Vorfahren oder den Übergang zum Ackerbau; was faktisch dasselbe ist, aber, je nach Formulierung, nicht dasselbe bedeutet. Und so muss man immer sagen: und.

Landnahme stammt seinerseits aus der Geschichte der Feudalität. Sie bezeichnet einerseits die Oberhoheit der Feuda-len über den Ackerboden, die Grundherrschaft, und andererseits die erst dadurch möglich gewordene Urbarma-chung des wilden wüsten Europas jenseits des untergegangenen Römischen Reichs.

Die ursprüngliche Landnahme ist der Akt der Sesshaftwerdung selbst, gewiss. Aber wozu wird einer sesshaft? Anders-rum: Keiner sät im Frühjahr, wenn er weiß, dass er im Herbst nicht mehr da sein wird, um zu ernten. Der Zweck der Sesshaftwerdung ist nicht die Sesshaftigkeit, sondern der Ackerbau. Der Boden wird angeeignet als Arbeitsmittel.

Aha: Da haben wir im Begriff der Landnahme schon sowohl das Eigentum als das Arbeitsmittel. Und historisch, wenn auch nicht nach dem Begriff, sind sie ersteinmal dasselbe. Und seit diesem Gründungsakt ist die Triebkraft der Geschichte (Genauer gesagt, gibt erst seither Geschichte) die Frage: Wem gehört der Boden? Und dies im selben Maß im Innern der urwüchsigen Gemeinschaften wie nach außen. Weder Krieg noch Klassenkampf hat es vorher geben können.

Seit das Leben der Gattung Homo sapiens auf der Arbeit beruht, haben Armut und Reichtum aufgehört, vom bloßen Zufall abzuhängen. Den Unterschied machte aus: das Arbeitsmittel. Der Streit, wem wieviel von den Arbeitsmitteln gehört, wird zur Triebkraft der Geschichte nicht nur zwischen, sondern innerhalb der Völker.

In allen Gesellschaften vor der bürgerlichen war das ausschlaggebende Arbeitsmittel der Grund und Boden.* In der bürgerlichen Gesellschaft löst es sich davon ab: Das Arbeitsmittel verselbständigt sich. Der springende Punkt: Es verselbständigt sich auch gegenüber dem Arbeiter. Erst in Form der industriellen Maschine kann das Arbeitsvermögen von seinen sachlichen Bedingungen getrennt werden. Erst als industrielles Kapital wird das Arbeitsmittel wirklich (nur) Mittel.

Weil die neolithische Revolution die Bedingung und der Prototyp der (sogenannten) Ursprünglichen Akkumulation des Kapitals war, ist es sinnvoll, sie die Ursprüngliche Landnahme zu nennen.

*) Noch Dr. Quesnay hielt nur den Boden selber für fruchtbar; nicht die Arbeit.






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