Mittwoch, 13. April 2016

Verantwortungsethik und Gesinnungsethik.


Das ist die rhetorische Lieblingsfigur halbgebildeter moralischer Weichspüler. Werden sie erwischt, wo sie gerade ihren Mantel nach dem Wind drehen, dann heißt es: 'Ja, du mit deiner Gesinnungsethik - es gibt aber auch eine Verantwortungsethik!' So, als könne sich's jedermann aussuchen, wie's ihm gerade passt.

In die Öffentlichkeit gebracht wurde diese Unterscheidung von Max Weber in seiner Rede Politik als Beruf, die er 1919 - wenn ich nicht irre, seine letzte öffentliche Äußerung - vor Studenten der neu begründeten Wissenschaft von der Politik hielt. Und allerdings handelte sie von dem Gegenstand, der im Titel angesprochen ist: von der Politik, sofern sie als Beruf betrieben wird. Und er kommt am Ende unvermeidlich auf das Berufsethos des Politikers zu sprechen. Dieser habe eben nicht, wie der wahlberechtigte Alltagsmensch, lediglich sich selber vor sich selbst zu rechtfertigen, sondern sich selbst vor der (gedachten) Allgemeinheit. Er also, er, der Politik zu seinem Beruf gemacht hat, er hat zunächst einmal eine "Verantwortungsethik". Die ist es, die seinen Berufsalltag beleuchtet.

Doch wenn es hart auf hart kommt und kein Winden und Wenden mehr geht, dann steht auch er nackt und bloß vor sich selber da und ist ganz alleine mit seiner Gesinnungsethik.




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