Sonntag, 23. Oktober 2016

Lauter gutes Gewissen



In der heutigen NZZ berichtet Joachim Güntner über die Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels an Carolin Emcke. Hier nur der Schlussabsatz:


"Lauter gutes Gewissen

Der diesjährige Friedenspreis geht an eine würdige Preisträgerin. An den Reden war politisch nichts auszu- setzen. Dennoch mag man die Veranstaltung vom Sonntag keine Sternstunde nennen. Lauter Menschen guten Gewissens, die stets an den «richtigen Stellen» klatschen. Und eine Carolin Emcke, die ihren Status als mora- lische Instanz recht selbstgewiss kultiviert. Die Feier der Menschenfreundlichkeit, die in der Paulskirche zelebriert wurde, schmeckte nach Selbstgerechtigkeit."


Nota. - Warum erinnert mich die Frau an Margot Käßmann? Weil sie beide eine aussterbende Gattung reprä- sentieren, die Gattung der politisch Korrekten. Das ist die Dialektik der Gegenaufklärung: Trump, AfD und Brexit haben ein Gutes, ein sehr Gutes gemeinsam. Sie alle machen Schluss mit der reaktionären Mystifikation, dass es im Reich des Politischen eine Zone gäbe, die vom Streit ausgenommen ist, wo es nur Gute und Schlech- te zu unterscheiden gibt, und wo die Frage nicht ist, was stimmt und was nicht, sondern lediglich, was sich ge- hört.

Das hat schon viel zu lange angedauert, es hat eine Entpolitisierung der öffentlichen Debatte bewirkt, in der an die Stelle des Kampfs um die politischen Zwecke das Gezänk um mehr oder minder unanständige Wörter getre- ten ist; es hat das Politische diskreditiert und die Demokratie wie eine Augenwischerei erscheinen lassen. Da flennen sie alle händeringend über "Rechtspopulismus" und glauben, sie könnten vergessen machen, dass sie es sind, die uns den eingebrockt haben.

Muss Trump erst wirklich Präsident werden, um diesen Hühnerhaufen auseinanderzujagen? 




 

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