Donnerstag, 30. August 2018

Der Mensch als Schöpfer der Natur.

Die Wanderungen etwa der Gnus folgen Wegen, die Nutztiere vor 3500 Jahren gezogen haben.
aus Die Presse, Wien,

Wie frühe Hirten Afrikas Savannen nährten
Nutztiere machten mit ihrem Dung den Boden fruchtbar. Davon profitiert die Natur bis heute.

 

Wenn es um unberührte Natur geht, an die der Mensch seine Hände besser nicht legen sollte, dann kommen einem die Regenwälder in den Sinn, vor allem jene Amazoniens, und die Savannen in Ostafrika, die Serengeti etwa: Jeder Eingriff kann die Natur nur (zer-)stören!

Das stimmt für die großflächigen Abholzungen Amazoniens, aber just sie haben ans Licht gebracht, dass der heute dünn besiedelte Regenwald einst Millionen Menschen beherbergt hat, und dass die heutige Natur ein Produkt früherer Kultivierung ist, man sieht es noch an Bäumen, von denen viele gesetzt wurden, man sieht es noch an Böden: Jene Amazoniens sind von Natur aus extrem nährstoffarm, sie wurden durch Einarbeitung von Holzkohle und Fischgräten verbessert, zu fruchtbarer „terra preta de indio“.

Durch Pferche gedieh üppiges Gras
 
So ein Name hat sich für die Savannen Afrikas noch nicht gefunden. Aber auch ihre Böden sind von Natur aus arm und partiell von Menschen veredelt bzw. von den Nutztieren – Rindern, Ziegen und Schafen –, mit denen sie früh dort zogen, wo heute die endlosen Herden von Gnus wandern. Denn diese Tiere ernährten sich nicht nur von der spärlichen Vegetation, sie förderten sie auch, indem sie fruchtbare „Hotspots“ kreierten. Das waren die Pferche, in die die Tiere über Nacht kamen und in denen sie ihren Dung absetzten. Dessen Spuren hat Fiona Marshall (St. Louis) nun zurückverfolgt, in eine Vergangenheit von bis zu 3500 Jahren: So alt sind Hirtenrast- plätze im Südwesten Kenias, deren Böden in einer Tiefe von einem halben Meter eine feinkörnige graue Schicht haben, sie ist mit bloßem Auge sichtbar.

Ihr Inhalt braucht aufwendigere Analysen: Die der Isotopen des Stickstoffs zeigt etwa, dass er aus Dung und Urin von Grasfressern stammt. Sie haben auch mineralische Nährstoffe konzentriert, Phosphor vor allem und Kalziumkarbonat, manches stammt etwa aus Knochen von Tieren, die an den Rastplätzen verendet sind oder geschlachtet wurden (Nature, 29. 8.). Das alles sorgte für einen Boden, auf dem nach Regen rasch neues Grün gedieh, Gras, das setzte sich gegen Gebüsch, Bäume durch und verdrängte sie. Es zog später auch wilde Graserherden an und, in ihrem Gefolge, Raubtiere.

Diese Bodenveredelung hält sich bis heute, sie wird immer wieder aufgefrischt, etwa von wandernden Gnus. Beim Weiterziehen tragen sie in ihren Körpern die Nährstoffe auch in Flüsse, in denen Krokodile warten. „Als die Steinzeithirten vor 3500 Jahren nach Ostafrika gekommen sind, haben sie die Vegetation nicht verschlech- tert, wie man oft vermutet, sondern verbessert“, erklärt Koautor Stanley Ambros (University of Illinois). 

Marshall ergänzt: „Ökologen vermuten, dass die Wanderungen wilder Tiere von den nährstoffreichen Bereichen, die nach Regen rasch ergrünen, beeinflusst werden. Und unsere Befunde zeigen, dass einige davon das Ergebnis der prähistorischen Hirten sind.“

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