Samstag, 29. Februar 2020

Aber Herr Röttgen!


Der gestrige Tagesspiegel zitiert aus einem Welt-Interview mit Nobert Röttgen:

... Der frühere Unionsfraktionschef Friedrich Merz wiederum mahne eine Richtungsentscheidung an, was er auch für falsch halte. „Die CDU ist keine Richtungspartei, sondern die Mitte-Partei, die in alle Richtungen integrieren muss.“ ...

Wie die Karten derzeit verteilt sind, wäre eine offensive Mitte in diesen Tagen eine Richtung. Der Untote will eine Richtungsänderung rückwärts. Das Kontinuitätstandem will keine Richtung, sondern fortgesetztes herum- tasten. Das geht nicht voran, sondern ergibt sich als Mittelwert aus dem, was die andern vorgeben. Das ist juste milieu.

Wie integriert eine offensive Mitte? Indem sie einen Weg weist, der vorwärts führt,
und Zwecke setzt; nicht aber, indem sie links und rechts Themen borgt. Das wird Herr Röttgen ja wohl kaum anders sehen. 1. 3.: Sogar Jens Spahn sieht es so.


PS. Eben lese ich, der versierte Außenpolitiker Röttgen verstünde Erdogans jüngsten Schwenker gegen NATO und EU als eine Art Hilferuf: Mit seinem Bündnis mit Putin habe er sich vergaloppiert, jetzt steht er mit dem Rücken zur Wand und appelliert an seine regulären Verbündeten, ihm aus der Patsche zu helfen.

Wer würde Erdogan seine Pleite nicht gönnen? Doch wichtiger ist: Putin darf man einen Triumph schon gar nicht gönnen. In Syrien wie in der Ostukraine hat er sein Pulver verschossen, er hat keine Trümpfe mehr auf der Hand. Der Moment, ihm zu zeigen, dass sein bonapartistisches Kalkül - nach außen den starken Mann markie- ren, um nach innen die Opposition zu ersticken - nicht aufgeht, ist jetzt. Er ist kein starker Mann, sondern nur ein Hasardeur, der bislang immer Schwein gehabt hat. Dem sollte man ein Ende setzen.

Dass sie in der CDU Wahlkampf haben, ist deren Sache. Aber deutsche Außenpolitik kann keine Pause machen. Dass Röttgen nicht als Kandidat spricht, sondern als Außenpolitiker, gehört in sein Profil. Ob es ihm nützt, und wobei, wird man sehen.






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