Sonntag, 23. Februar 2020

'Rechts oder links' hat sich erledigt.


Rechts und links, das war einmal; solange alle Politik nämlich im Zeichen der Aktualität der Weltrevolution stand. Von der blieb schließlich nur die pervertierte Kümmerform des Wettbewerbs der Systeme, und um rechts und links wurde es zusehends blasser. Seit 1990 ist auch damit Schluss, die Weltpolitik zerbröselte in tausend Einzelteile. Richtungsentscheidungen waren nicht mehr angezeigt, die Unterscheidung von links und rechts wurde gegenstands- los.

Soviel von der Metaebene. Auf der Gegenstandsebene sieht es anders aus. Links und rechts haben ihre jahrzehnte- lang gepflegten Identitäten, die wollen ihre Kostgänger sich nicht nehmen lassen - und das sind ihre jeweiligen Plätze im System der Verteilung der politischen Pfründe. Das Ergebnis ist die Kakophonie der Trump, Putin, Orban, Salvini, Johnson, aber auch Sanders, Mélenchon, Tsipras. Macron gehört auf seine Art auch dazu: 'Popu- listisch' sind sie alle; sie können nicht sagen, wozu; aber sie rufen auf, ihnen zu folgen; warum? Um ihrer Identäten willen. Und Schiboleths sind ihre Kurantmünzen.



Angela Merkel stand allein auf weiter Flur, das hat sie zu einem Leuchtturm werden lassen. Aber sie musste jonglie- ren auf einem Berg wetteifernder Identitäten. Man wird sagen müssen, sie hat nicht rechtzeitig daran gedacht, sich im Lande eine eigene Basis zu schaffen - sie war wohl europa- und weltpolitisch zu sehr in Anspruch genommen. Aber wo anders als in Deutschland gibt es noch einen fruchtbaren, nach Befruchtung regelrecht lechzenden Boden für eine Wiederherstellung des Politischen?

Man muss sich bloß klarwerden: Um rechts oder links geht es nicht, sondern um sachlich oder identisch.







Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.

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