Montag, 29. Dezember 2014
Verwissenschaftlichung des Politischen?
Was im öffentlichen Bereich nicht durch Wissenschaft entschieden werden kann, muss durch qualitative Optionen entschieden werden; nach ästhetisch-moralischen Kriterien.
Das ist es, was vom Politischen immer politisch bleibt: All das, was die Wissenschaft nicht klären kann und dennoch allgemein gelten soll, muss durch wertsetzende Akte bestimmt werden.
Durch Hauen und Stechen?
aus e. Notizbuch, 29. 9. 08
Das gilt darum kategorisch, weil es wohlweislich problematisch formuliert ist. Denn es enthält nacheinander eine Reihe von Bedingungen. Erstens war zu entscheiden, was in den öffentlichen Bereich fällt und was nicht. Zweitens muss entschieden werden, ob 'die Wissenschaft' ihr Wort schon hinreichend klar gesprochen hat oder ob die Öffentlich- keit noch ein bisschen warten kann. Und erst dann muss geklärt werden, auf welche Weise die Öffentlichkeit selber zu einem Verdikt kommen kann und soll. Und ganz zum Schluss ist zu entscheiden: welches Verdikt?
Zu jeder einzelnen dieser Bedingungen hat die - oder doch diese oder jene - Wissenschaft dann auch wieder etwas zu sagen; bloß eben zum Schluss nicht mehr.
Mit andern Worten: Wie öffentlich ein öffentliches Wissen auch sein mag - es ist nicht eo ipso zwingend. Dazu braucht es immer und jederzeit einer zwingenden Instanz. Eine Verwissenschaftlichung des Politischen ist weit und breit nicht abzusehen. Ein Verstecken politischer Pläne - oder der Planlosigkeit - unter wissenschaftlichen Formeln war dagegen stets in Mode, daran ist nichts neu. Neuer ist die wachsende Skepsis der Öffentlichkeit, und das ist ja schonmal ein Anfang. Und wenn es dann der Wissenschaft auch noch auseinanderzulegen gelingt, unter welchen Prämissen welche Alternativen möglich sind, hat sie alles geliefert, was man von ihr verlangen kann.
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