Ur-Zippo aus der Steinzeit
Weniges hat die Menschheit so geprägt wie die Nächte am Lagerfeuer. Das hat durchaus mit heutiger Outdoor-Romantik zu tun: Am Feuer erzählten sich auch die frühen Menschen Geschichten, tradierten ihre Kultur, pflegten Beziehungen und Bindungen. Das lodernde Feuer gab nicht nur Schutz und Wärme, es verlängerte einst auch für die Menschen den Tag. Am Feuer begann die Geschichte des Menschen als soziales Wesen.
Mit Feuer gehen Menschen seit knapp 1,8 Millionen Jahren um. Doch zu jeder Zeit etwas entflammen zu können, war lange keine Selbstverständlichkeit. Anfangs waren die Menschen von Blitzeinschlägen oder Vulkanausbrüchen abhängig. Doch dann gab es eine Revolution, es war nach dem Faustkeil die vermutlich wichtigste Erfindung: das Feuerzeug. Mit der Fähigkeit, jederzeit und überall Feuer verlässlich machen zu können, erhob sich der Mensch endgültig über das Tierreich.
Pyrit
Das erste Feuerzeug, 790 000 Jahre alt, bestand aus drei Teilen: einem graubraunen, harten Feuerstein, einem metallisch glänzenden knollenartigen Mineral, der Eisensulfidkristalle enthielt, und einem getrockneten Baumschwamm. Die Überreste eines solchen Ur-Feuerzeugs fanden Anthropologen am Ufer eines ausgetrockneten Sees im Jordantal im heutigen Israel. Zwischen verkohlten Samenkörnern, Rindenstücken, Holzresten lagen an der Spitze abgeschlagene und mit Schmauchspuren versehene Feuersteine sowie die heute als Pyrit bezeichneten, metallhaltigen Knollen. Solche Pyrite sind äußerlich schwer zu erkennen und meist in hellere Kreidefelsen eingebettet. Man muss sie zuerst aufhämmern. Mit genügend Übung kann man dann mit dem Feuerstein aus dem Pyrit Funken schlagen - und damit trockenen Zunderschwamm oder trockenes Gras zum Glimmen bringen. Mit dieser Glut konnten die frühen Menschen das eigentliche Feuer entfachen. "Das brennt wie Zunder", heißt es noch heute - gemeint ist genau dieser Baumschwamm, ein Pilz, der an Stämmen wächst. Er war quasi der erste Grillanzünder.
Zunder
Darwin bezeichnete die Entdeckung des Feuers als "wahrscheinlich die größte mit Ausnahme der Sprache". Der Mensch wurde damit zum ersten und bislang einzigen Wesen, das gekochte oder anderweitig verarbeitete Nahrung aufnimmt. Die neue Nahrung veränderte auch das äußere Erscheinungsbild der frühen Menschen. Ihre Zähne wurden kleiner, die Kiefer zarter. Der Kauapparat war weniger kräftig, der gesamte Verdauungstrakt schrumpfte, insbesondere der Dickdarm wurde kürzer.
Feuer stellte einen riesigen evolutionären Vorteil dar. Ohne Feuer mussten die Menschen noch stundenlang Nahrung zerkleinern. Rohes Fleisch zu kauen dauert im Vergleich zu gebratenem Fleisch fünf- bis zehnmal so lange. Mit der Erfindung des Feuerzeugs sparten die Menschen daher extrem viel Zeit. Und sie erschlossen neue Nahrungsquellen; holzige Wurzeln etwa oder Pilze, die erst durch das Kochen genießbar wurden. Sie konnten ihren Lebensraum vom Regenwald auf die Savanne ausdehnen, wo Wurzelknollen besonders häufig zu finden sind. Feuer tötete auch Keime und machte Essen haltbarer. Gekochte Nahrungsmittel bringen viel mehr Energie in den Körper als rohe. Aus diesem Grund konnte auch das Gehirn größer werden - es ist das Organ, das am meisten Energie verbraucht, bei Erwachsenen sind es gut 20 Prozent der verfügbaren Gesamtenergie im Körper. Die Menschen konnten ihre Zeit anders nutzen und ein komplexeres soziales Leben aufbauen. Kochen war somit auch der Beginn des sozialen Lebens.
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