Freitag, 15. Juli 2016

Kurzfristig wird es ihm nützen.

Erdogans Palast


Es war nur eine Frage der Zeit. Erdogan hätte in die Geschichte eingehen können als ein zweiter Atatürk: als der Mann, der die türkische Demokratie aus ihrer kongenitalen Abhängigkeit vom Militär und... vom Chauvinismus befreit hätte. Das war ihm nicht genug und viel zu prosaisch. Statt seine Arbeit zu Ende zu bringen, ist er dem Machtrausch erlegen.

Noch weiß keiner, wie die Sache ausgehen wird. Die Generation vom Gezi-Park steht vor demselben Dilemma wie vor ihnen die Aktivisten vom Tahrir-Platz: im Namen der Demokratie sich entweder auf die Seite der Islamisten oder auf die Seite der putschenden Generale zu schlagen.

Das wäre nicht das erstemal, dass in der kemalistischen Republik das Militär die Macht direkt übernimmt. Bisher hat es dann immer, manchmal erst nach lager Zeit und widerwillig, die Demokratie wirklich wieder-hergestellt. 

Doch eins hat Erdogan jetzt schon geschafft: Er hat ein neues Zeitalter eröffnet. Jetzt ist auch das Militär nicht mehr, was es mal war.


Nachtrag, 16. 7., 10.00 Uhr:


Der Putsch ist gescheitert, kurzfristig wird er Erdogan stärken und womöglich den Kemalismus in der Armee endgültig zu Grabe tragen. Allerdings verlieren die Islamisten damit ihren Buhmann, und das könnte Erdogan auf die Dauer schwächen. Unmittelbar muss man aber mit einer Rachorgie rechnen mit einkalkulierten Kollateralschäden.






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