Samstag, 30. Juni 2018

Landesverrat.

 
Der große Durchbruch war es nicht. Aber es geht voran, und das war alles andere als sicher.

Darum geht es seit 2015: die Migration als ein historisches Problem zu erkennen und anzuerkennen, das in Europa nur in kontinentalem Maßstab gelöst werden kann, weil anders die Union zerbricht. Wem war das damals bewusst? Angela Merkel hat es gerade noch rechtzeitig erkannt und in all dem Willkommensdusel im Auge behalten, dass es ein politisches Problem ist. Wären die Hunderttausende damals irgendwo auf dem Balkan steckengeblieben, hätte es ein Katastrophe gegeben, über deren Lösung sich die Union zerstritten hätte und zerbrochen wäre. Das zu verhin- dern war die erste Aufgabe.

Deutschland hat den breitesten Rücken und kann die größte Last tragen. Aus demselben Grund ist aber Deutsch- land auch verpflichtet, den Weitblick zu bewahren und im rechten Moment die Weichen zu stellen.

Das war die zweite Aufgabe, und die hat Merkels Regierung bestanden. Es ist gar nicht die Frage von großem Her- zen oder engem Herz, es ist eine Frage des kühlen Verstandes. Die Herausforderung durch die Wanderbewegungen wird anhalten, und heute ist die wichtigste Frage noch nicht, ob wir soundsoviel Tausend mehr oder weniger aufneh- men, sondern die, ob wir Kraft und Willen haben, das Problem auf Dauer gemeinsam zu bewältigen. Denn darauf, wie viele bei uns ankommen, haben wir nicht viel Einfluss - wir müssen uns auf allerhand gefasst machen.

Merkel hat gut gepokert. Ohne Deutschlands Vorangehen im Herbst 2015 wären uns die Fetzen um die Ohren ge- flogen und jeder hätte versucht, sich hinter dem andern zu verstecken. Jeder wäre sich selbst der Nächste gewesen, aber das nützt nur dem, der, wie Trumps Amerika, stark genug ist, sich die andern vom Leib zu halten, und das ist in Europa keiner.

Als sich die Lage beruhigt hatte, bekamen die Flaumacher und Erbsenzähler dann freilich doch Oberwasser, zuletzt in Italien, und die Gefahr entstand, dass Merkel den Ertrag der ersten Runde nicht würde bewahren können. Akut wurde die Gefahr aber erst durch die bevorstehende bayerische Landtagswahl und die Männerfreundschaft von Söder und Seehofer. Ihr diesjähriges Frühlingstheater grenzt an Landesverrat.

Bei einer Opposition würde man sagen: Die sind unverantwortlich, die darf man nicht an die Regierung lassen.

Was man mit einem Regierungsmitglied macht, das sich so benimmt, muss ich nicht noch einmal aussprechen.





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