Merkel in Bayern beliebter als Seehofer und Söder
Der Asylstreit hat der CSU stark geschadet: Eine Mehrheit der Bevölkerung befürwortet einen Rücktritt von Innenminister Seehofer. Ministerpräsident Söder kann die Bayern nicht überzeugen, beliebter ist dort Kanzlerin Merkel.
Für Innenminister Horst Seehofer wird es eng: Sein Ansehen in der Bevölkerung ist vor dem Hintergrund des Asylstreits angekratzt. Einen Rücktritt des Innenministers halten 62 Prozent der Deutschen für angemessen. Auch bei den Anhängern der CSU gibt es für die Forderung eine Mehrheit (56 Prozent). Das geht aus dem RTL/n-tv-Trendbarometer hervor.
Wie umstritten der Innenminister ist, zeigt sich auch bei der Abfrage der charakterlichen Eigenschaften: Innerhalb der Partei sehen ihn ebenso viele als aufrechten Politiker (46 Prozent) wie als „Störenfried“ (46 Prozent). Zum Vergleich: In der Gesamtbevölkerung sehen fast Zwei Drittel der Deutschen (62 Prozent) ihn als „Störenfried“, dagegen hält ihn nicht mal ein Drittel (27 Prozent) für einen „aufrechten Politiker“.
Unter den Nicht-CSU-Anhängern haben die meisten Wähler eine kritische Haltung gegenüber Seehofer. Für einen „Störenfried“ halten ihn die meisten Anhänger der CDU (70 Prozent), der SPD (81 Prozent), der Grünen (87 Prozent), der Linken (83 Prozent) und der FDP (64 Prozent). Nur die Anhänger der AfD schätzen Seehofer: 84 Prozent halten ihn für einen „aufrechten Politiker“, und 90 Prozent sehen keinen Grund, warum er als Innenminister zurücktreten sollte.
Die Daten zur Meinung über Horst Seehofer wurden von Forsa im Auftrag der Mediengruppe RTL am 12./13. Juli erhoben. 1004 Menschen wurden befragt. Die statistische Fehlertoleranz beträgt +/- 3 Prozentpunkte.
Merkel in Bayern beliebter als Seehofer und Söder
Das aktuelle Politikerranking zeigt, dass sowohl Seehofer als auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CDU) massiv an Vertrauen verloren haben. Söder verlor gegenüber dem April 10, Seehofer 11 Punkte. Damit belegen die beiden Politiker die hinteren Plätze. Hinter den beiden CSU-Politikern rangieren im Juli nur noch die AfD-Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel und Alexander Gauland, ergab das Forsa-Ranking.
In dem Ranking werden Politiker auf einer Skala von 1 bis 100 bewertet. Söder erreicht 32, Seehofer 31 Punkte. Zum Vergleich: Spitzenreiterin Angela Merkel kommt auf 54 Punkte. Auch in Bayern haben die beiden CSU-Politiker an Vertrauen eingebüßt. Drei Monate vor der Landtagswahl kommt Söder in seinem Heimatland nur noch auf 45 Punkte (minus 9 Punkte gegenüber April), Seehofer nur noch auf 39 Punkte (minus 10). Angela Merkel ist in Bayern nach dem unionsinternen Streit mit 47 Prozent beliebter als die beiden Christsozialen.
Angela Merkels Rückhalt bei den CDU-Anhängern ist mit 84 von 100 möglichen Punkten unverändert außergewöhnlich groß. Sie erhält von allen politischen Akteuren der Union den mit Abstand höchsten Wert. Seehofer und Söder kommen hingegen nicht so gut an, sie erhalten bei den CDU-Anhängern lediglich 34 beziehungsweise 39 Punkte.
Positiv schätzen das Duo nur die AfD-Anhänger ein: 51 Punkte gibt es für Söder, 55 für Seehofer. Forsa-Chef Prof. Manfred Güllner sagte gegenüber der Mediengruppe RTL: „Der Absturz Seehofers im aktuellen Politiker- ranking ist darauf zurückzuführen, dass er durch seinen Dauerkonflikt mit Merkel und seine jüngsten Auftritte bei den meisten Deutschen und auch in der eigenen Partei jede Glaubwürdigkeit verspielt hat. Nur von den AfD-Anhängern, die die CSU bekämpfen will, wird Seehofer noch geschätzt.“
CSU sackt bei bundesweiter Umfrage ab
In der Abfrage der Wahlpräferenzen erreicht die Union 31 Prozent, SPD 17 Prozent, FDP 9 Prozent, Grüne 13 Prozent, Linke 9 Prozent, AfD 16 Prozent. 5 Prozent würden sich für eine der sonstigen Parteien entscheiden. 24 Prozent der Wahlberechtigten sind unentschlossen oder würden nicht wählen. Bei dem Ergebnis würde die CDU mit 26 Prozent ihr Ergebnis der Bundestagswahl in etwa halten, die CSU würde bundesweit nur noch auf 5 Prozent kommen (gegenüber 6,2 Prozent im September 2017).
Nota. - Die CSU ist eine politische Partei nur in Hinblick auf das übrige Bundesgebiet. Ihre Stärke war seit ihrer Entstehung, dass sie als rechter Flügel der Union die CDU für traditionsgebundene klerikale Bürger in ländli- chem Milieu wählbar und damit mehrheitsfähig machte. Diese Wahlerschaft gibt es auch in Süddeutschland kaum noch, Die politische Stärke der CSU besteht inzwischen nur noch darin, dass sie einen CDU-Kanzler jederzeit erpressen kann.
In Bayern selbst ist die CSU dagegen ein Machtkartell mit feudaler Binnenstruktur. Sie herrscht seit Jahrzehnten absolut von der Staatskanzelei abwärts bis in die Gemeinderäte, Trachtenvereine und Raiffeisenkassen. Es ist dort nicht so, dass man sich erst eine politische Meinung macht und sich dann der CSU anschließt, sondern man schließt sich der CSU an und macht sich vielleicht anschließend eine politische Meinung. Das erklärt, warum in Umfragen über die Hälfte der CSU-Anhänger angeben kann, in Bayern eher die CDU wählen zu wollen als die CSU, wenn nur beide getrennt anträten.
Letzteres schien ein paar Wochen lang zum Greifen nah, aber es versackte im Intrigantenstadl. Man darf es wohl auch nur dann für wahrscheinlich halten, wenn die CSU in Bayern nicht mehr mit absoluter Mehrheit herrscht. Das hingegen ist schon absehbar. Vielleicht ist das der Pfropf, der bislang alles verstopft hat.
JE
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