Sonntag, 27. November 2016

Neue Ostpolitik, oder Das Undenkbare denken.

 MIRAGE IV: Mirage IV

In der FAZ schreibt heute ihr Mitherausgeber Berthold Kohler unter der Überschrift Das ganz und gar Undenkbare über die Folgen der Wahl Donald Trumps für das westliche Sicherheitssystem.

"Wenn Trump bei seiner Linie bleibt, dann wird Amerika die Verteidigung Europas in einem Maße den Europä- ern überlassen, das sie seit 1945 nicht mehr kennen. Das wäre so widernatürlich nicht, für viele Europäer aber dennoch eine Zumutung, weil damit unangenehme Folgen verbunden wären, denen man unter dem oft verteufel- ten, aber bequemen amerikanischen Schutzschirm ausweichen konnte: höhere Ausgaben für die Verteidigung, die Wiederbelebung der Wehrpflicht, das Ziehen roter Linien – und das für deutsche Hirne ganz und gar Un- denkbare, die Frage einer eigenen nuklearen Abschreckungsfähigkeit, welche die Zweifel an Amerikas Garantien ausgleichen könnte. Die französischen und britischen Arsenale sind dafür in ihrem gegenwärtigen Zustand zu schwach. Moskau aber rüstet auf.

Spätestens an diesem Punkt („Bloß kein nukleares Wettrüsten!“) setzen sogar noch Leute, die Trump für den schlimmsten Fehlgriff der amerikanischen Geschichte halten, darauf, dass er auf weise Berater hören werde, dass er sich vom amerikanischen Politiksystem bremsen lasse oder dass die gute Fee ihm nachts politischen Verstand eingebe. Deutsche und europäische Außen- und Sicherheitspolitiker, die ihrer Verantwortung gerecht werden wollen, müssen sich und ihre Länder freilich auf den Fall vorbereiten, dass nichts davon eintritt."

Das ist zwar gruselig, aber wer wird ihm zu widersprechen wagen?

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