Neandertaler machten vermutlich doch schon Schmuck
Neue
Methoden bestätigten ältere Vermutungen: Forscher konnten in Frankreich
mehr als 33.000 Jahre alte Knochen und Artefakte unseren ausgestorbenen
Verwandten zuordnen
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Leipzig/Wien – Für die Beantwortung der Frage, warum die Neandertaler ausstarben, ist das sogenannte Châtelperronien von entscheidender Bedeutung. Das ist eine archäologische Kultur am Übergang von der Mittel- zur Jungsteinzeit, die vor etwa 38.000 bis 33.000 Jahren in Spanien und Teilen Frankreichs existierte. Das große Rätsel rund um die Châtelperronien-Kultur ist ihre Urheberschaft: War das schon der moderne Mensch oder doch noch der Neandertaler?
Trotz intensiver Recherchen fand man an den wichtigsten Grabungsorten bis jetzt keine genetischen Hinweise auf Neandertaler. Ein internationales Forscherteam um Jean-Jacques Hublin (Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig) ließ nicht locker und machte sich unter anderem aktuelle Entwicklungen auf dem Gebiet der Proteinanalyse zunutze, um mit einem Arsenal von neuen Methoden die Frage nach den Châtelperronien-Urhebern zu klären.
Paläobotanik und Paläogenetik
Zunächst ermittelten die Forscher mittels "Peptide Mass Fingerprinting", dass 28 Proben aus einer dem Châtelperronien zugeordneten Sedimentschicht in der Grotte du Renne im nördlichen Zentralfrankreich menschliche Reste enthielten. Durch die Kombination von Methoden aus der Paläoproteomik und der Paläogenetik konnten sie schließlich feststellen, dass die gefundenen Knochenfragmente von einem einzelnen noch nicht abgestillten Neandertalersäugling stammten.
Mit dieser Studie, die im Fachblatt PNAS erschien, konnte Erstautor Frido Welker und seine Kollegen somit erstmals allein mithilfe der Paläoproteomik – also anhand der Bestimmung von Protein-Aminosäure-Sequenzen – zwischen verschiedenen jungsteinzeitlichen Gruppen innerhalb unserer Gattung unterscheiden.
Urheber des Schmucks geklärt
Damit nicht genug: Mittels Radiokarbondatierung konnten die Forscher zudem belegen, dass die Urmenschen-Proben zeitlich zu den fortschrittlichen Artefakten des Châtelperroniens passen, die auch Schmuckstücke umfassen. Damit scheint nun bestätigt, dass Neandertaler für die Herstellung einiger Artefakt-Typen verantwortlich waren, deren Fertigung man bislang nur dem modernen Menschen zugetraut hatte.
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