François Ier, Begründer der französischen Absolutismus
Ulrike Jaspers
Marketing und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main
2. 12. 2013
FRANKFURT. Die Frankfurter Historikerin Prof. Dr. Luise Schorn-Schütte hat das bekommen, was Geisteswissenschaftler am dringendsten benötigen: ein freies Jahr zum Schreiben an ihrem „Opus magnum“. Eine besondere Auszeichnung der VolkswagenStiftung ermöglicht Schorn-Schütte diesen Freiraum: Die Stiftung finanziert im Rahmen ihres Förderprogramms „Opus magnum“ über ein Jahr ihre Vertretung in der Lehre an der Goethe-Universität. So profitiert nicht nur die Professorin, sondern auch der Nachwuchswissenschaftler Privatdozent Dr. Benjamin Steiner, der bereits seit Beginn des Wintersemesters am Historischen Seminar den Studierenden Themen der Frühen Neuzeit vermittelt.
„Die andere Frühe Neuzeit. Politische Kommunikation im Europa des 16. und 17. Jahrhunderts“ ist Arbeitstitel für ihr großes Werk, darin klingt bereits Schorn-Schüttes Idee einer Neuinterpretation der Epoche an. Dazu die Wissenschaftlerin: „Ich sehe die Einheit der Epoche nicht lediglich in der Vorgeschichte der dann beherrschenden Nationalstaaten, wie es in der gängigen Forschung interpretiert wird. In dieser Epoche lassen sich vielmehr sehr eigenständige Grundzüge einer politischen Theorie und einer sozialen Praxis nachweisen.“ Ihr Anliegen ist es, zu zeigen, dass die Phase vom 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts eine europäische, nicht eine vornationale Epoche war. Die Historikerin lenkt ihren Blick auf das verbindend Europäische: „Erstens eine gemeinsame Religion, die sich zwar in der Reformation spaltet, deren Verzahnung mit Rechtstraditionen aber ein neues Potenzial der Rechtfertigung von Teilhaberechten umfasst; zweitens die gemeinsame ständische Verfassung, die eine nichtzentrierte Herrschaftsordnung war; und drittens die europäische Expansion, die den gemeinsamen Charakter des Exportes europäischer Waren ebenso begründete wie den der europäischen Ideen und damit auch antiker Traditionen.“
Ihr Ziel ist es, deutlich zu machen, dass die bisherige Sichtweise auf die Frühe Neuzeit von den späteren Nationalstaaten konstruiert wurde: „Fast alle europäischen Nationen projizieren ihre idealisierten Traditionen in diese ‚Vorgeschichte‘.“ Und sie nennt ein Beispiel: „Klassisch ist die Beschreibung Englands als das Mutterland des Parlamentarismus. Das Europa der Frühen Neuzeit aber war keineswegs nur das vornationale Kleinkind des nationalen Erwachsenen des 19. Jahrhunderts.“
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Zur Person
Luise Schorn-Schütte studierte Rechts-, Geschichts- und Politikwissenschaft an den Universitäten Göttingen, Marburg und Münster. 1975 legte sie in Marburg ihr Erstes Staatsexamen ab; 1981 wurde sie mit der Dissertation »Karl Lamprecht – Kulturgeschichtsschreibung zwischen Wissenschaft und Politik« an der Universität Münster promoviert; 1992 habilitierte sie sich an der Universität Gießen mit der Schrift »Evangelische Geistlichkeit der Frühneuzeit – deren Anteil an der Entfaltung frühmoderner Staatlichkeit und Gesellschaft«. Seit 1998 hat sie die Professur für Neuere allgemeine Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Frühen Neuzeit an der Goethe-Universität inne.
Nota.
Die Europäische Union ist mal wieder in einer Krise, da 'kommt es gut', wenn man dem Kontinent ein paar Girlanden windet; etwa die Legende, Europa sei schon immer 'übernational', weil über-staatlich gewesen. Demnächst hat der Erste Weltkrieg Jubiläum, da 'macht es Sinn', die Habsburger Monarchie... zu feiern? Ach i wo, die 'Frage zu stellen, ob nicht vielleicht...ein besseres Europa...'.
Bei den Redaktionen Wiener Blätter geht das an, das ist ihr Geschäft, aber in die Wissenschaft gehört es nicht. Das Problem Europas sind nicht die Nationen, sondern die aus den Nationen entstandenen Staaten - rund zwei Dutzend. Vor der Ausbildung der Nationalstaaten war Europa kein bisschen friedlicher, waren Austausch und Verkehr nicht freier, war das Geistesleben nicht weiträumiger. Allerdings waren die Kriege rein dynastisch, es ging nicht um Völker, sondern um Land, und die Wirtschaft war im Wesentlichen lokal, allenfalls regional verflochten.
Das Problem des gegenwärtigen Europa ist die Staatlichkeit. Das kannte das vor-nationale Europa schon darum nicht, weil es zur Bildung von Staaten in einem politischen Sinn noch gar nicht gekommen war. Das vor-nationale Europa kannte Herrschaften und Fürstenhäuser, die seit ewig miteinander um Provinzen stritten und, wo sie konnten, Zäune errichteten und Zölle kassierten (und ihre Bürgerschaften zur Ader ließen). Damit daraus Staaten werden konnten, in denen an Stelle der Dynastien das Recht herrscht und die légitimité nicht aus dem Blut, sondern aus dem Gemeinwohl stammt, mussten sich die Völker zum Dynasten machen und die Nationen zum Souverän.
Und zwischendurch hat bekanntlich auch die Absolute Monarchie ihre Rolle gespielt...
Als ich obige Ankündigung las, dachte ich zunächst: Ach, ein interessanter Gedanke. Und kaum hatte ich angefangen, ihn zu denken, kam mir unversehens die Galle hoch! Mit faulen Eiern sollte man sie bewerfen statt mit Lorbeer kränzen.
JE
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