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Frankreichs Kulturindustrie, wirtschaftlich - die nackten Zahlen sprechen für sich
Frankreichs Kulturindustrie, wirtschaftlich - die nackten Zahlen sprechen für sich
zit. · Frankreichs
Kulturindustrie wiegt wirtschaftlich schwerer als die hiesige
Autoindustrie und nur wenig leichter als die Telekom- oder die
Chemieindustrie. Dies ist eines der Ergebnisse einer Studie der
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY (früher Ernst & Young) über einen
Sektor, dessen Bedeutung - gleich jener seines Gegenstands: der Kunst
und Kultur - durch Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft oft
noch unterschätzt wird. Im Auftrag der Urheberrechtsgesellschaft Sacem
und ihrer in der Plattform «France Créative» vereinten Partner erstellt,
bildet dieses «erste Panorama der kulturellen und kreativen Industrien»
eine Art Lobbyarbeit mit Erkenntnisgewinn.
Schon die nackten Zahlen
vermitteln einen Eindruck von der ökonomischen Bedeutung des
Kultursektors. Dessen Branchen - in der Studie nach abnehmendem
wirtschaftlichem Gewicht: grafische und plastische Künste, Fernsehen,
Presse, Musik, Bühnenkünste, Verlag, Videospiele, Film, Radio -
erwirtschafteten 2011 einen Gesamtumsatz von 74,6 Milliarden Euro
(davon 80 Prozent direkt) und beschäftigten insgesamt 1,2 Millionen
Personen (davon 92 Prozent direkt).
In etlichen dieser Branchen belegt
Frankreich einen Spitzenplatz. So besitzt es mit Universal Music Group
das weltweit grösste Major-Label, mit Hachette den zweitgrössten
Verlagskonzern, mit Ubisoft den drittgrössten Videospiel-Entwickler. Als
Kunstmarkt steht es international an vierter Stelle, als Filmproduzent
an dritter, als Film- und Musik-Exportateur gar an zweiter. Endlich ist
Frankreich das mit Abstand attraktivste Reiseziel in der Welt. Ein
Drittel der Besuche von Ausländern fallen in die Sparte
«Kulturtourismus»; 2011 generierte diese 18 Milliarden Euro Einnahmen.
Kulturprodukte stiften Identität:
Ein Lied, ein Roman, sogar eine Fernsehserie oder ein Zeichentrickfilm
mag die «Volksseele» verkörpern, ein Waschmittel oder eine
Kopfwehtablette eher nicht (bei Autos lässt sich darüber streiten, ob
sie als Designprodukte nicht auch Kulturerzeugnisse sind). Hierauf
gründet das französische Konzept der «exception culturelle», das für
Kulturprodukte wegen ihrer Doppelnatur als Konsumware und Allgemeingut
einen Sonderstatus fordert. Ist es wegen dieser auch EU-relevanten
Spezialbehandlung, dass sich Europas Kulturindustrie
überdurchschnittlich entwicklungsfreudig und krisenresistent zeigt? In
dem Sektor wuchs die Erwerbstätigenquote zwischen 2000 und 2007 im
Jahresmittel um 3,5 Prozent (in der Gesamtwirtschaft bloss um 1
Prozent). Und während der Krise 2008 bis 2011 wurden proportional
weniger Stellen abgebaut.
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