Mittwoch, 12. November 2014

Sind Menschenkinder von Natur konformistisch?

aus scinexx

Gruppendruck schon bei Zweijährigen
Kleinkinder imitieren Gleichaltrige, Menschenaffen dagegen bevorzugen eigene Vorlieben
 
Bloß kein Außenseiter sein? Kleinkinder passen bereits im Alter von zwei Jahren ihr Verhalten an, um zu einer Gruppe zu gehören – und dies selbst dann, wenn sie eigentlich andere Vorlieben haben. Menschenaffen zeigen dagegen ein solches Verhalten nicht, wie ein Experiment deutscher Wissenschaftler zeigt. Der Hang zur Konformität ist demnach typisch menschlich und entscheidend für unser Sozialverhalten, so die Forscher im Magazin "Psychological Science".
 
Vom Spielplatz bis zum Vorstandsbüro – um zu einer bestimmten Gruppe dazu zu gehören, passen Menschen ihr Verhalten oft anderen Menschen an. Das geschieht bereits im Kindesalter. "Konformität spielt im menschlichen Sozialverhalten eine zentrale Rolle", erklärt der Psychologe Daniel Haun vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie. "Sie grenzt verschiedene Gruppen voneinander ab und hilft ihnen dabei, ihre Aktivitäten zu koordinieren." Unsere Sozialstruktur wäre wohl eine ganz andere, wenn wir uns nie der Mehrheit anpassen würden.

Mehrheitsmeinung bringt Lernvorteile

Wenn sie etwas Neues lernen, schließen sich sowohl Kinder als auch Schimpansen der Mehrheitsmeinung an, hatten Haun und seine Kollegen bereits in einer früheren Studie herausgefunden. Das ist durchaus sinnvoll, denn die Gruppe verfügt über Wissen, das einer Einzelperson nicht notwendigerweise bekannt ist. Andere Studien zeigen dagegen, dass erwachsene Menschen sich manchmal auch dann der Mehrheit anpassen, wenn es nichts Neues zu lernen gibt. Sie verfügen bereits über das relevante Wissen, wollen sich aber nicht von der Gruppe abheben.

Um zu untersuchen, ob diese sogenannte "normative" Konformität bereits bei Kleinkindern und auch bei Menschenaffen auftritt, stellten die Forscher zweijährige Kinder, Schimpansen und Orang-Utans vor eine ähnliche Aufgabe. In den Experimenten sollten die Kinder und Menschenaffen einen Ball in eine Kiste fallen lassen, die in drei getrennte Sektionen unterteilt war. Aber nur bei einer Sektion kam nach dem Balleinwurf auch eine Belohnung heraus: für den Menschenaffen eine Erdnuss, für das Kind eine Schokoladenkugel.


Schwere Entscheidung: Gruppendruck gegen Schokolade

Nachdem ein Teilnehmer den Umgang mit der Kiste gelernt hatte, konnte er in einem nächsten Schritt mehrere ihm bekannte Gleichaltrige beim Balleinwurf beobachten. Diese ließen den Ball jedoch in eine andere Sektion fallen als die, aus der der Teilnehmer eine Belohnung erhalten würde. Als der Teilnehmer dann wieder an der Reihe war, musste er sich vor den Augen der drei anderen Kinder für eine Sektion entscheiden: Anpassung an die Gruppe oder Belohnung?

Die Ergebnisse zeigten, dass Kinder ihr Verhalten häufiger dem der Gleichaltrigen anpassten als Menschenaffen. Während die Kinder in mehr als der Hälfte der Fälle Konformität an den Tag legten, ignorierten Schimpansen und Orang-Utans ihre Artgenossen weitestgehend und blieben der Strategie treu, die sie zuvor gelernt hatten. "Unsere Studie zeigt, dass sich bereits zweijährige Kinder Anderen anpassen, während Schimpansen und Orang-Utans bei dem bleiben, was sie kennen", fasst Haun zusammen.


Verhalten ändern, um nicht anders zu sein

Eine Folgestudie mit Zweijährigen ergab, dass die Kinder sich häufiger dann für die gezeigte Alternative entschieden, wenn die Gleichaltrigen zuschauten. War das nicht der Fall, blieben sie hingegen häufiger ihrer eigenen Lösung treu. Interessanterweise machte es keinen Unterschied, wie viele Gleichaltrige die Alternativlösung präsentierten – egal ob drei oder nur einer, nachgeahmt wurde genauso oft.

Diese Konformität bereits bei Kleinkindern zeigt, dass die Motivation, sich Anderen anzupassen, beim Menschen bereits sehr früh auftritt. "Wir waren überrascht, dass schon zweijährige Kinder ihr Verhalten ändern, nur um den potenziellen Nachteil zu vermeiden, anders zu sein", sagt Haun. Die Forscher untersuchen jetzt, inwiefern Umweltfaktoren, wie zum Beispiel die Schulbildung oder verschiedene Erziehungsmethoden, das Konformitätsverhalten von Kindern beeinflussen. (Psychological Science, 2014;
doi: 10.1177/0956797614553235)

(Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V., 04.11.2014 - AKR)


Nota. - Das ist einer von den wissenschaftlichen Skandalen. Das Experiment selber - gut und schön. Aber die wie selbstverständlich 'behavoristisch' daraus gezogene Folgerung ist schwindelerregend. Was zeigt es? Ein Kind macht eine Erfahrung; dann sieht es, dass andere Kinder eine ganz andere Erfahrung machen. Und weil es nicht blöd ist, denkt es: Vielleicht habe ich mich geirrt. Und im Zweifel versucht es die andere Möglichkeit. Es könnte ja sein, das es selber auf eine Ausnahme gestoßen ist, während die andern die Regel entdeckt haben. - Ja, das wäre intelligent! Das können Affen nicht!!!

Aber nein, die politisch korrekten Forscher wollten den Konformismus geißeln; nicht ihren eigenen natürlich.

(Ach, wenn andere zuschauten, waren sie noch konformistischer? Weil sie "so sein wollten, wie alle andern", oder weil sie lediglich von den andern nicht für blöd gehalten werden wollten?)

Kinder haben Angst, Außenseiter zu sein - sagen der selbstgefällige Spießer und der Snob. - Von Natur strebt kein Mensch danach, was Besonderes zu sein - sagt die normale Menschenkenntnis.
JE

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