Freitag, 30. Oktober 2015

Die große emanzipatorische Leistung der bürgerlichen Gesellschaft...


...war die Unterscheidung des Lebens in einen öffentlichen und einen privaten Bereich. Das 'autonome Subjekt' ist seit seinem Debüt in der Geschichte verdoppelt zum Staatsbürger einerseits und zum Privatmann andererseits. Als Staatsbürger stellt er sich die Frage, was er Anderen schuldet; als Privatmann beunruhigt ihn, was er sich selber schuldig ist. 

Wie in so vielen Bereichen, war auch in diesem die Arbeiterbewegung die Kraft, die die bürgerliche Logik bis zu ihrem Ende führte: Religion ist Privatsache war eins ihrer Schlagworte. Will sagen, wer in Sachen der Moral eine höhere Autorität will gelten lassen als das eigne Gewissen, muss das mit sich selbst ausmachen; für Andere ist es ohne Belang. 

Und andersrum: Das Private ist privat und nicht politisch. Im politischen Bereich muss ich mich mit den Andern – mit allen andern – arrangieren, abstimmen, verständigen, einigen. Im Privaten nicht. Da bin ich Mensch, da darf ich's sein, und wem es nicht passt, der darf mir aus dem Weg gehen. – In der Öffentlichkeit muss und kann er das nicht. 











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