Dienstag, 2. Juni 2015

Das zehrende und das setzende Ich.



Eine der tiefsten Verwirrungen des modernen Bewusstseins stammt aus der doppelsinnigen Verwendung des Wortes Ich. Das eine Mal ist das Wohin der Verzehrungen gemeint, das andre Mal das Woher der Setzungen. Was sich hier schamhaft verstecken müsste, tritt dort voller Stolz ans Licht. Dabei hat das eine mit dem andern buch- stäblich gar nichts zu tun.

Das eine ist selbstloser Kämpfer und Unternehmer, das andere narzisstischer Kostgänger. Der schleichende Siegeszug der Angestelltenzivilisation im 20. Jahrhundert hat nicht das eine, sondern das andere an die Oberfläche und an ihre Spitze getragen. Die Angestelltenzivilisation war der faulige Rest der verwelkenden Arbeitsgesell- schaftDer Feminismus ist ihr letztes Wort, in der Digitalen Revolution werden sie gemeinsam untergehen.

Na, hoffen wird man es ja immerhin dürfen. Und dass das setzende Ich - nach vielversprechendem, aber dann verfehlten Start in Französischer Revolution, Transzendentalphilosophie und Romantik - noch eine zweite Chance erhält, auch. 




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