Sonntag, 18. Dezember 2016

Allein gegen Putin?


In der heutigen Frankfurter Allgemeinen kommentiert Wladimir Putins siegreiche Bilanz in 2016.

"Wladimir Putins Rechnung ist aufgegangen. Aleppo ist gefallen, so wie es das russische Drehbuch vorsah. Dem Westen, der keine Strategie in Syrien mehr hat, wurde darin die Rolle eines Statisten zugewiesen. Die Politiker in Berlin, Paris oder Washington reagieren jetzt mit Floskeln der Betroffenheit. Etwas anderes haben sie nicht zu bieten. Es gibt keine militärische Lösung, wird tagaus, tagein in Richtung Moskau wiederholt. Doch, es gibt sie, antwortet Putin: Wer nackte Gewalt einsetzt, der gewinnt das Spiel." 

Wer wird sich ihm noch entgegenstellen? Die USA haben sich schon unter Barack Obama weiter aus dem Weltgeschenen zurückgezogen als unter allen seinen Vorgängern seit über einem halben Jahrhundert. Wenn Donald Trump tut, was er angekündigt hat - was man freilich nicht wissen kann -, dann wendet er sich von Europa ab - und sucht vielleicht, mit Blick auf China, gar eine Allianz mit Moskau.

Ohne amerikanischen Schild ist Europa ein aufgeregter Hühnerhaufen. Und während jahrhundertelang jeder in Europa den dicken Max markierte, ist heute überhaupt nur eine Macht übrig, die voranzugehen die Kraft hätte.

"Es gibt ein Land, das Putin beim Erreichen seiner Ziele mehr als alle anderen im Wege steht: Deutschland. Über die deutsche Führungsrolle in Europa wird seit Jahren debattiert, der Kreml verfolgt die Debatte genau. Gab es eine „Freundschaft“ mit Deutschland unter dem Kanzler Gerhard Schröder, heute Cheflobbyist für russische Projekte wie die Gasleitung Nord Stream, so begegnet der Kreml mittlerweile der Bundesrepublik mit großem Misstrauen.

Es gilt besonders Angela Merkel, die sich dem russischen Führer entgegenstellt. Früher waren die Vereinigten Staaten der größte Feind Russlands. Dieses Feindbild scheint nun Deutschland einzunehmen. Auch das Ver- hältnis zwischen Berlin und Washington könnte sich umdrehen, wenn es um Russland geht: War Deutschland aus amerikanischer Sicht oft nicht hart genug gegenüber Russland, so könnten solche Warnungen in Zukunft aus Berlin nach Washington gehen."

Als Wurstelei im Sichtflug wird Angela Merkels Regierungsstil beschrieben. Keine Visionen hat sie, sie muss nicht zum Arzt. Aber eins kann man ihr nicht bestreiten: Sie hat hartnäckig einen Fuß vor den andern gesetzt, sie hat nicht locker gelassen in Europa im Bewusstsein, dass dieser Kontinent nur dann noch eine Rolle in der Welt spielen wird, wenn sich Deutschland der Rolle bewusst wird, die ihm dabei zufällt.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen