Mittwoch, 29. März 2017
‚Finanzmarktkapitalismus‘.
‚Finanzmarktkapitalismus‘ – treffende Bezeichnung für die Gegenwartsgesellschaft?
Dr. Jennifer Villarama
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI)
28.03.2017 15:46
‚Finanzmarktkapitalismus‘ dient als Chiffre für tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen. Leben, wirtschaften und arbeiten wir heute tatsächlich im ‚Finanzmarktkapitalismus‘? Mit dem Fokus auf Arbeit, Wachstum und Innovation werden in dem von Michael Faust, Jürgen Kädtler und Harald Wolf (Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen) jüngst herausgegebenen Buch kontroverse Positionen und Befunde zu dieser Frage präsentiert. Die Debatte über das Zusammenspiel von Finanzmärkten, Finanzmarktakteuren, Unternehmen und der Arbeitswelt soll durch die neuen Forschungsbeiträge weiter vorangetrieben werden.
In den Sozialwissenschaften herrscht Einigkeit darüber, dass der mit einer zunehmenden Kapitalmarktorientierung von Unternehmen verbundene und mit Schlagworten wie ‚Shareholder Value‘ oder ‚Vermarktlichung‘ belegte Wandel neue Rahmenbedingungen für Arbeit, Beschäftigung, Innovationsfähigkeit und Wachstumsaussichten geschaffen hat. Strittig bleibt, welche Sektoren der Wirtschaft durch welche Veränderungen betroffen sind und welche Wirkungen im Einzelnen erwartet werden.
Der Göttinger Soziologe und Mit-Herausgeber Michael Faust betont: „Die Bestimmung von Zusammenhängen zwischen dem Wandel der Wirtschafts- und Finanzsphäre und den empirischen Einzelbefunden zur Entwicklung von Arbeit, Beschäftigung und Innovation wirft theoretische Probleme auf. Daher bleiben ‚große‘ Trendaussagen wie die vom Ende des ‚Managerkapitalismus oder ‚Innovations- und Wachstumsschwäche‘ als Konsequenzen des Finanzmarktkapitalismus umstritten. Dies gilt auch für die pauschale Zurechnung verschiedener Veränderungen von Arbeit und Innovationsfähigkeit zu ‚Finanzmarktkapitalismus‘ oder ‚Shareholder Value‘.
In dieser Kontroverse seien noch viele Fragen offen, zu denen der Sammelband mit Beiträgen aus der Soziologie und Ökonomie unterschiedliche Positionen und Befunde mit in die Diskussion bringe, so Faust. Darüber hinaus wird ausgelotet, wie unterschiedliche Zugänge konzeptionell und empirisch mit einander verbunden werden können. So plädieren die Herausgeber in ihren eigenen Beiträgen dafür, ‚Finanzialisierung‘ mehrdimensional und als Prozess sozialen Wandels zu begreifen, der durch vielfältige Einflüsse widersprüchlich und konfliktreich bleibt sowie für eine Theorie des Unternehmens, das nicht nur finanzialisiert sein kann.
Das neu erschienene Buch richtet sich sowohl an die Fachwissenschaft als auch an ein gesellschaftspolitisch interessiertes Publikum aus Politik, Gewerkschaften, Unternehmen und Medien.
Weitere Informationen und Kontakt:
PD Dr. Michael Faust Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V. Tel.: +49 551 52205-35 E-Mail: michael.faust@sofi.uni-goettingen.de
Dr. Jennifer Villarama Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V. Tel.: +49 551 52205-19 E-Mail: kommunikation@sofi.uni-goettingen.de www.sofi-goettingen.de
Weitere Informationen: http://www.sofi-goettingen.de
Nota. - Was man vor allem wissen wollte, ist: ob die Arbeit weiterhin die eigentliche Quelle der Wertschöpfung bleiben kann, und - wenn nicht - was sonst als Maß der Wertbestimmung an ihre Stelle tritt. Denn Wertschöpfung muss wohl sein, wo kämen sonst die Gewinne her? Eine bloße Umverteilung ohne Wertzuwachs im Ganzen würde erst zu Stagnation und dann zum Zusammenbruch führen. Ob die hier angezeigte Textsammlung überhaupt solche Fragen stellt? Sonst wollte ich sie Ihnen nicht angezeigt haben.
JE
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