Donnerstag, 7. Juni 2018

Gauck über Zuwanderer.

Köln, Silvester 2015
 
Die Welt schreibt heute:

Altbundespräsident Joachim Gauck hat Migranten in Deutschland zur Akzeptanz Deutschlands und seiner Werte aufgefordert. „Ich finde es nicht hinnehmbar, wenn Menschen, die seit Jahrzehnten in Deutschland leben, sich nicht auf Deutsch unterhalten können, keine Elternabende ihrer Kinder besuchen oder diese sogar vom Unter- richt oder vom Sport fernhalten“, sagte Gauck einer Sonderausgabe der „Bild“-Zeitung vom Donnerstag.

„Wir erwarten von denen, die zu uns kommen, dass sie bereit sind, das Land, wie es gewachsen ist, und seine Werte zu akzeptieren“, sagte Gauck. Da dürfe es „keine falsche Rücksichtnahme geben, weil man fürchtet, als Fremdenfeind zu gelten“. Es müsse „so etwas wie verbindliche Regeln für das Zusammenleben geben und nicht mehrere Gesellschaften nebeneinander“.


Nota. - Ist das unpassend, weil er es gerade zur Zeit des Bamf-Skandals sagt? Gießt er Wasser auf die Mühlen des AfD? 

Dass viele Millionen Deutsche im Herbst 2015 aus schier menschlichem Mitfühlen die Aufnahme der hundert- tausende Flüchtlinge begrüßt haben, gereicht unserm Land, das so etwas gut brauchen kann, zur Ehre, und nicht nur die Andern, sondern wir selbst waren von uns erstaunt. Angela Merkel hat gestern in der Fragestunde an der richtigen Stelle daran erinnert.

Für die Regierung eines der mächtigsten Länder der Erde wäre es aber dürftig gewesen, eine Entscheidung von so historischer Tragweite lediglich aus dem Herzen heraus zu treffen. Merkel hat schon zu Beginn dem gesun- den politischen Menschenverstand die Ehre gegeben: Wir leben in einer Zeit, in der Migrationsströme zur Regel werden. 

Verhindern können wir sie nicht, mit etwas Glück und Geschick können wir sie an ihren Ursprungsorten allen- falls lindern. Bewältigen werden wir sie nur im europäischen Rahmen. Und da war es ein Gebot der Stunde, dass Deutschland vorangegangen ist. Hätten wir es nicht getan, hätte es keiner getan, Europa wäre wieder einmal an der gegenseitigen Blockade der kleinkarierten Erbsenzähler gescheitert und - Man stelle sich Millionen Flüchtlinge im Flaschenhals des Balkan vor! - zerbrochen. Es musste gesagt werden: Europa wird nur bestehen, wenn Deutschland in Führung geht.

Das ist das Programm, das eine verantwortliche Bundesregierung dem Laubenpieper- und Hühnerhofpatriotis- mus der pronvinziellen Reaktion entgegen zu setzen hat. Das identitäre Selbstgefallen der Gutmenschen, die sich TV-gerecht in Willkommenskultur überboten und eine Sache der politischen Vernunft zu einer Gesinnungs- anlegenheit verwässerten, hat ihre Position geschwächt. Joachim Gauck tut gut daran, einen deutlichen Strich zu ziehen, und andere sollten ihm folgen. Es geht um Sachfragen, die sachlich zu erörtern sind. Die identitären De- magogen an beiden Rändern muss man einander überlassen.
JE 


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