Samstag, 5. März 2022

Das öffentliche Engagement eines Künstlers.

tagesspiegel                                                                                zu Geschmackssachen

Ein Künstler ist nicht schon bloß, weil er seinen öffentlichen Beruf in aller Öffentlich ausübt, gehalten, zu jeder öffentlichen Angelegenheit eine eigene Meinung zu haben; und schon gar nicht, sie zu jeder Zeit auf Zuruf kundzutun.

Valery Gergiev steht seit vielen Jahren in dem Ruf, ein loyaler Putin-Freund zu sein. Den wird er sich wohl durch öffentliche Stellungnahmen erworben haben. Er ist also engagiert und muss sich nicht wundern, wenn man ihn fragt, wie es in diesen Tagen damit steht; und dass man sich vorbehält, eigene Entscheidungen davon abhängig zu machen - namentlich die, ob man ihn noch öffentlich engagieren will.

Wie es mit Anna Netrebko steht, weiß ich nicht, ich verfolge keinen Promiklatsch. Im Prinzip gilt aber das gleiche: Wer sich öffentlich engagiert hat - ohne Not wohlbemerkt -, stellt seine öffentlichen Engagements zur Disposition. Wer dagegen nur durch Kunst in der Öffentlich-keit aufgefallen ist, braucht nur in künstlerischen Dingen eine eigene Meinung zu haben - und auch die nur künstlerisch und nicht auf Bestellung auch diskursiv vorzutragen. Doch dürfen darf er auch das.

 

 

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