Dienstag, 6. November 2018

Die hat noch was vor.


In der Union gebe stets der Parteivorsitzende den Ton an, der Kanzler spiele nur die zweite Geige, las ich in einem deutschen Qualitätsblatt. Als ob die das schon ausprobiert hätten! Als Erhard Kanzler wurde und Adenauer Partei- vorsitzender blieb, konnte es nicht anders sein. Das lag aber erstens an den Personen und zweitens an der weltpoliti- schen Lage. Nach außen war die Bundesrepublik ein Zwerg, sie lebte nur nach innen, es ging nur darum, wer dort der starke Mann war; und das war nicht Erhard. 

Heute ist das umgekehrt. Weltpolitisch ist Deutschland jetzt der Anchorman des Westens, seit es Amerika nicht mehr sein mag. Und war die deutsche Kanzlerin die Anchorwoman. Die Innenpolitik war ihr stattdessen, o ja, ein Klotz am Bein. Als Kanzlerin einer Koalition steht sie fast ein bisschen über den Parteien, und dass sie neben kanzlern nun nicht mehr parteivorsitzen muss, verschafft ihr neue Handlungsfreiheit.

Ich könnte mir vorstellen, dass die uns noch nicht zum letzten Mal überrascht hat.


PS. An ihrem Denkmal bauen können die Hinterbliebenen nun unbefangener als zuvor. Und das bedeutet: heraus- heben, was ihr politisches Vermächtnis ist, das auch nach 2021 fortbesteht. Das wird ein ganz eigner Beitrag zur Programmdebatte.



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