aus derStandard.at, 5. November 2018 Schale der frühdynastischen Zeit (um 2800 vor unserer Zeitrechnung)
6.000 Jahre alte
Metallgefäße belegen Handel zwischen Ägypten und Anatolien
Ungewöhnliche Zusammensetzung von Kupferobjekten weist auf
Fernhandelsrouten vor Beginn der Bronzezeit hin
Historische Museumsobjekte besitzen nicht nur Schauwert für ein
interessiertes Publikum, in solchen Funden stecken noch immer zahlreiche
Informationen, die bei frühere Untersuchungen übersehen wurden oder
noch gar nicht gesammelt werden konnten. Einem Team aus tschechischen
und deutschen Wissenschaftern ist es nun gelungen, aufgrund aus
Metallobjekten aus der Sammlung des Ägyptischen Museums der Universität
Leipzig auf weitreichende Handelsbeziehungen des Alten Ägyptens bis nach
Anatolien zu schließen. Die nun im "Journal of Archaeological Science"
veröffentlichten Erkenntnisse weisen auf einen wirtschaftlichen und
kulturellen Austausch hin, der vermutlich schon seit dem 4. Jahrtausend
vor unserer Zeitrechnung bestand.
Herkunft, Verarbeitung und Zusammensetzung
Die Untersuchungen umfassten etwa 20 Fundstücke, darunter vor allem
Kupfergefäße und -werkzeuge. Die Kernzentren des Kupferabbaus befanden
sich auf der Sinai-Halbinsel und in der ägyptischen Ostwüste. Der
früheste Hinweis für Erzabbau in diesen Regionen findet sich weit vor
3000 vor unserer Zeitrechnung. Bei den Analyse der Objekten mit
archäometallurgischen Methoden war es den Wissenschaftern um Martin
Odler von der Karls-Universität in Prag möglich, ihre Herkunft und
Verarbeitung weitgehend zu bestimmen. Trotz stark fortgeschrittener
Korrosion an einigen der Objekte konnte zusätzlich die chemische
Zusammensetzung an den meisten Fundstücken festgestellt werden.
Seit etwa 3500 vor unserer Zeitrechnung werden Objekten aus Kupfer,
Arsen und andere Fremdstoffe beigemischt und so ein Arsenkupfer mit
verbesserten Materialeigenschaften bewusst hergestellt. Bei einem Gefäß
aus einem Grab der Zeit um 2800 vor unserer Zeit in Abusir (15 Kilometer
südlich von Kairo) ließ sich allerdings eine Besonderheit feststellen:
Die Zusammensetzung des Gefäßes, das aus beträchtlichen Mengen an Arsen
und Nickel bestand, ergab Parallelen zu Kupfererzen und anderen
kupfernen Objekten aus der Zeit des Chalkolithikums und der
Frühbronzezeit in Anatolien.
Frühe Beziehungen zu Vorderasien
"Das ist der erste Beweis für eine mögliche, wenn auch indirekte
Verbindung zwischen dem frühbronzezeitlichen Anatolien und dem
frühdynastischen Ägypten", berichtet Odler. Er und sein Kollege Jiří
Kmošek von der Pardubice Universität gehen davon aus, dass das Aufkommen
von Kupferobjekten mit Spuren von Arsen und Nickel in Anatolien, der
Levante und in Ägypten der Beleg für die Existenz einer Handels- und
Austauschroute zwischen diesen Orten im 4. und 3. Jahrtausend vor
unserer Zeitrechnung war. Diese Routen waren vermutlich nur ein
geringer, jedoch trotzdem wichtiger Teil des Handels und damit auch des
kulturellen Austauschs im östlichen Mittelmeer und nach Vorderasien.
(red, 5.11.2018)
Abstract
Journal
of Archaeological Science: "Invisible connections. Early Dynastic and
Old Kingdom Egyptian metalwork in the Egyptian Museum of Leipzig
University."
Nota. - Man muss sich das östliche Mittelmeer viel unmittelbarer als den Ursprung unserer Zivilisation vorstellen, als wir es gewöhnt sind.
JE
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