Sonntag, 14. November 2021

Jetzt endlich Nägel mit Köppen!

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aus Tagesspiegel.de,14. 11. 2021

Lammert sieht CDU-Mitgliederbefragung skeptisch 
Ex-Bundestagspräsident Norbert Lammert rät der CDU im Tagesspiegel-Interview zur Modernisierung ihres Markenkerns.
 

Die CDU muss nach Auffassung des früheren Bundestagspräsidenten Norbert Lammert ihren Markenkern grundlegend modernisieren. „Die CDU hat fast alle historischen Alleinstellungs-merkmale verloren“, sagte Lammert dem Tagesspiegel am Sonntag.

Klassische Positionen von der Westbindung bis zur sozialen Marktwirtschaft seien längst auch von anderen Parteien übernommen worden. Notwendig sei deshalb jetzt ein „prägnante Neu-formulierung“ dieser Markenkerne „unter Berücksichtigung der tatsächlichen Herausforde-rungen des 21. Jahrhunderts“.

Lammert, der heute die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung leitet, warnte dabei vor einer Verengung des Blickwinkels auf die Kernklientel. „Wahlen werden heute von den Wechsel-wählern entschieden“, sagte er.

Der früher typische CDU-Wähler könne sich heute genauso vorstellen, seine Stimme für FDP, Grüne oder SPD abzugeben. „Für drei Viertel der Wählerinnen und Wähler wird mit jedem Wahltag das Spiel neu eröffnet“, sagte Lammert. „Keine Partei, auch keine der ehemals größe-ren Volksparteien, kann heute mehr Wahlen durch die Mobilisierung der Stammwähler gewin-nen.“

Die Union habe bei Bundestagswahl alleine 2,5 Millionen Stimmen an SPD und Grüne verlo-ren. „Schlicht desaströs“ sei ihr Abschneiden bei Erstwählern.

Skeptisch sieht Lammert die geplante Mitgliederbefragung über den CDU-Vorsitz. „Leider vertagt dieses Vorgehen eher die Identifizierung und Lösung der eigentlichen Probleme“, sagte er.

Zugleich präjudiziere die Entscheidung über die Person die Neuaufstellung, bevor über diese Probleme überhaupt gesprochen worden sei. „Beides hätte ich eigentlich lieber umgekehrt gesehen“, sagte er.

Das jetzt gewählte Verfahren begünstige zugleich eine Personalentscheidung aus der Nabel-schau der Partei statt einer Orientierung an den Wählern.

„Unter praktischen wie empirischen Gesichtspunkten spricht manches dafür, dass die Dele-gierten eines Parteitags ... näher an der Wählerschaft sind als die Mitglieder“, sagte Lammert. Denn Delegierte müssten sich selber Wahlen stellen, während „die Mehrheit der Mitglieder politisch eher inaktiv“ sei.

Zwischen den Erwartungen von Mitgliedern und Wählern bestünden aber „zum Teil beacht-liche Unterschiede“.  

Kanzlerin Angela Merkel habe sich etwa in der Familienpolitik oder beim Umgang mit Migra-tion deutlich von den eigenen Mitgliedern entfernt. Eine Studie der Stiftung habe jedoch ge-zeigt, dass sie damit zugleich große Zustimmung unter Wählern gefunden habe. „Leicht zu-gespitzt gesagt: Hätte sich die Vorsitzende als Kanzlerin so verhalten, wie es die Mehrheit der Unionsmitglieder von ihr erwartete, wäre sie mit hoher Wahrscheinlichkeit längst nicht mehr im Amt gewesen“, sagte Lammert.

 

Nota. - Wie eine Unterstützung der Kandidatur von Helge Braun klingt das nicht; vom Unto-ten ganz zu schweigen. Dasselbe wie gehabt, bloß in gefälligerer Verpackung, oder gar zurück zur guten alten Zeit? Nicht im Erscheinungsbild, sondern in ihrer Substanz müsste die CDU erneurt werden. Westbindung und soziale Marktwirtschaft sind gebongt. Als Markenkern übrig bliebe Kanzler*wahlverein mit Bisselwas für jeden. Das war der Kandidat Laschet: Mit 'Volks-partei' ist kein Staat mehr zu machen. Was heute gefragt ist: Profil statt großer Magen.

*

Ist Lammert ein Zugewinn für die radikale Mitte?

JE

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