In der heutigen Ausgabe der FAZ veröffentlich Hans-Georg Soeffner einen langen Artikel unter der Überschrift Vergesst eure Leitkultur! Die Quintessenz lässt sich leicht zusammenfassen: Eine deutsche Leitkultur könne es nicht geben, weil sie nicht weniger als die religiösen Fundamentalismen jeglicher Konfession im Widerspruch stünde zu den universalistischen Prinzipien der westlichen Gesellschaft, die ihrerseits Grundlage und einzige Rechtfertigung eines vereinten Europas sein können.
Er hat sogar mehr Recht, als er denkt. Denn das historisch Auszeichnende der deutschen politischen und Geistes-geschichte ist unsere säkulare Zerrissenheit, die ihren Anfang nahm in der Vereinigung der deutschen Königswürde mit dem römische Kaisertum, und in der Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges ihre historische Beglaubigung fand. Wir Deutschen sind immer sowohl das Eine als auch sein Gegenteil; aber das gründlich.
- Nur wer sich seiner selbst gewiss ist, muss die Andersheit des Andern nicht scheuen.
- Deutsche Frage und abendländische Leitkultur.
- Zwiespalt ist unser Nationalcharakter.
Hans-Georg Soeffner irrt sich aber, wenn er meint, das könne keine Basis für eine Leitkultur abgeben. Es ist die Basis einer Leitkultur, die auch er als gültig ansieht; nur eben nicht einer spezifisch deutschen, sondern der gemeinsamen abendländischen. Wir stehen nach allem, was wir getan und durchgemacht haben, diesem Kern der abendländischen Identität näher als irgendeine europäische Nation. Wir sind Kronzeugen und stehen als solche mehr in der Verant-wortung als andere.
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