Mittwoch, 9. Januar 2019

Der Untergang von Akkad.

Akkad
aus scinexx                                                            Das Reich von Akkad zerfiel vor rund 4.150 Jahren abrupt – aber warum?

Was brachte das erste Großreich der Geschichte zu Fall?
Rätselhafter Untergang: Vor rund 4.300 Jahren entstand in Mesopotamien Akkad – das erste Großreich der Geschichte. Doch schon 150 Jahre später war es zerfallen. Den möglichen Grund dafür haben nun Tropfsteine in einer Höhle im Nordiran verraten. Demnach ließ ein plötzlicher Klimawechsel die „Kornkammer“ des akkadischen Reiches austrocknen und löste Massenmigrationen und Konflikte aus.

Im 24. Jahrhundert vor Christus entstand in Mesopotamien der wahrscheinlich erste organisierte Flächenstaat der Geschichte – das akkadische Reich. Dieser von semitischen Herrschern gegründete Staat erstreckte sich fast über das gesamte Zweistromland. Selbst im Nordirak haben Archäologen mögliche Vorposten dieses Reichs entdeckt. Doch über die Kultur der Akkadier und die Struktur ihres Reichs ist bisher kaum etwas bekannt – es gibt kaum archäologische Zeugnisse.

Rätselhafter Niedergang

Besonders rätselhaft ist bis heute der plötzliche Niedergang des akkadischen Großreichs: Nur rund 150 Jahre nach seiner Gründung kollabierte das enorme Staatsgebilde und zerfiel. Doch was war die Ursache für dieses abrupte Ende? Eine Möglichkeit wäre ein Klimawechsel, der die fruchtbaren Anbaugebiete des akkadischen Reichs ausdörrte und so zu Missernten, Massenmigrationen und Konflikten führte. Bisher allerdings fehlten dafür eindeutige Belege.

Akkadisches Reich
Ausdehnung des akkadischen Reiches (braun) um 2250 vor Christus.

Entscheidende Indizien könnten nun Stacy Carolin von der University of Oxford und ihr Team im Nordiran aufgespürt haben. Für ihre Studie hatten sie Tropfsteine in einer Höhle nahe des Bergs Damavand analysiert und datiert. Dies erlaubt Rückschlüsse über das Klima der Region, zudem konservieren die Tropfsteine den aus dem akkadischen Reich dorthin gewehten Staub, wie die Forscher erklären.

Zwei Trockenperioden

Das Ergebnis: Die Forscher identifizierten zwei ausgeprägte Dürreperioden im zweiten Jahrtausend vor Christus. Indiz dafür war ein jeweils stark erhöhter Magnesiumgehalt im Kalk der Tropfsteine, der auf große Mengen aus Mesopotamien eingewehten Staub hindeutet. Die erste Trockenperiode ereignete sich vor 4.510 Jahren und damit vor der Gründung des akkadischen Reiches.

Die zweite Dürrephase aber stimmt zeitlich ziemlich genau mit dem Ende des Großreiches überein, wie Carolin und ihre Kollegen berichten: Sie begann relativ abrupt vor 4.260 Jahren und dauerte rund 290 Jahre lang. „Damit gibt es kaum zeitliche Abweichungen zwischen dem Beginn dieser zweiten Trockenperiode und der Zeit, zu der viele Siedlungen in Nordmesopotamien verlassen wurden“, so die Forscher.

Kein Korn mehr, kein Regen…

Nach Ansicht der Wissenschaftler bestätigen diese Daten die Hypothese, nach der ein plötzlicher Klimawechsel das akkadische Reich destabilisierte. Gleichzeitig passt das Szenario einer Dürre im fruchtbaren Norden des Reiches gut zu einem sumerischen Text, der den „Fluch von Akkad“ beschreibt: „…große Bereiche des Ackerlandes lieferten kein Korn mehr, die überschwemmten Felder keinen Fisch und die bewässerten Obstgärten lieferten weder Sirup noch Wein. Die dicken Wolken brachten keinen Regen…“

Gestützt wird dieses Szenario auch von Bohrkernen aus dem Roten Meer und dem Golf von Oman, in denen Forscher bereits vor einigen Jahren ebenfalls erhöhte Staubeinträge festgestellt hatten. Zudem liefern archäologische Grabungen im nördlichen Syrien Hinweise darauf, dass viele Siedlungen in dieser Region vor rund 4.200 Jahren verlassen wurden, wie Carolin und ihre Kollegen berichten.

Das Großreich von Akkad könnte damit ein weiteres Beispiel dafür sein, wie das Klima die Entwicklung von Zivilisationen und Hochkulturen geprägt hat. Denn auch die Indus-Zivilisation, das Reich der Maya und einige bronzezeitliche Kulturen am Mittelmeer wurden höchstwahrscheinlich Opfer plötzlicher Klimaumschwünge. (Proceedings of the National Academy of Sciences, 2019; doi: 10.1073/pnas.1808103115)

Quelle: Northumbria University


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