aus derStandard.at, 22. Jänner 2019, 06:00
Große Umwälzungen:
Was geschah vor 4.000 Jahren am Ural?
Forscher
wollen herausfinden, was am Rand der Eurasischen Steppe am Übergang zur
Eisenzeit zu umfassenden kulturellen Veränderungen geführt hat
Frühere Funde haben gezeigt, dass die Grenzregion zwischen Europa und Asien am nördlichen Rand der Eurasischen Steppe vor Jahrtausenden eine einzigartige Kulturlandschaft darstellte. Denkmäler der Bronze- und Eisenzeit wie Grabhügel, sogenannte "Kurgane" und Siedlungen lassen vermuten, dass sich im südlichen Trans-Ural ein Zentrum wirtschaftlicher Entwicklung und soziokultureller Prozesse befand, die bereits im dritten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung einsetzten.
Nach dem Niedergang dieser befestigten Siedlungen veränderte sich die Wohnstruktur allerdings, es entstanden gleichsam offene Siedlungen mit Reihenhausbauten ohne Befestigungsanlagen. Russische Forschungen datieren diese Siedlungen in die Mitte des 2. Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung, also in die späte Bronzezeit. Was zu diesen großen Veränderungen in der Lebensweise der dortigen Menschen geführt haben könnte, ist noch immer weitgehend unklar.
Hoch entwickelte Kultur
Nun aber wollen Wissenschafter um Rüdiger Krause von der Goethe-Universität Frankfurt am Main gemeinsam mit russischen Kollegen und Forschern von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz dieses Rätsel lösen. Krause hat sich bereits in der von 2009 bis 2014 andauernden Forschungszeit den befestigten Siedlungen der Sintaschta-Petrovka-Periode gewidmet, die vor der merkwürdigen kulturellen Zäsur angesiedelt ist. Diese Kultur zeichnete sich durch frühe Streitwagen aus, durch intensiven Kupferbergbau und eine hoch entwickelte Bronzeherstellung.
Nun rücken verschiedene andere archäologische Stätten der Bronze- und Eisenzeit in der Mikroregion des Flusses Yandyrka-Akmulla und am oberen Karagaily-Ayat in den Fokus. Wie haben sich die Siedlungsstrukturen dort verändert? Wie wurde die Landschaft als ökonomische Basis für Tierhaltung genutzt? Und vor allem woher stammen die Menschen, die den damaligen Wandel von einer sesshaften Lebensform zum Nomadismus vollzogen haben? Auf der Suche nach Antworten sollen Archäologen und Paläogenetiker eng zusammenarbeiten.
Hochauflösende Gensequenzierung
Das Team um Joachim Burger an der Universität Mainz ist auf die Analyse von Genomen aus archäologischen Skeletten spezialisiert. In diesem Projekt werden die Mainzer Forscher der Frage nachgehen, inwiefern genetische Einflüsse aus Europa oder der zentralasiatischen Steppe einhergehen mit dem kulturellen Wandel, der im Transural zu beobachten ist. Um Antworten auf die zahlreichen Fragen zu finden, werden die Wissenschafter die Genome aus den archäologischen Fundstellen des Projekts hochauflösend sequenzieren. Mit eigens entwickelten statistischen Methoden werden diese im Anschluss analysiert, um möglichst viele Details über die Menschen der Bronze- und Eisenzeit herauszufinden. (red,)
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