Sonntag, 16. Januar 2022

Der Niedergang der Sozialdemokratie hält an.


aus FAZ.NET, 16. 1. 2022

Die SPD verliert trotz ihres Erfolgs bei der Bundestagswahl im vergangenen Herbst weiter an Mitgliedern. Entgegen Behauptungen der Partei während der Wahlkampagne ist die Zahl der eingeschriebenen Sozialdemokraten sogar unter die symbolisch wichtige Marke von 400.000 gefallen. Aktuellen Angaben des Willy-Brandt-Hauses zufolge haben im letzten Jahr der Amts-zeit des früheren Generalsekretärs Lars Klingbeil mehr als 22.000 Mitglieder die Partei verlas-sen.

Nach dem Wahlerfolg bei der Bundestagswahl traten der Partei im September zwar mehr Neu-mitglieder bei als in allen anderen Monaten des Jahres, doch sie konnten den abermaligen Ver-lust von etwa fünf Prozent der Mitgliedschaft nicht ausgleichen. Die Zahl der Neumitglieder für das ganze Jahr lag bei 12.266.

Rechnet man Ein- und Austritte zusammen, hatte die SPD zum 31. Dezember 2021 noch 393.727 Mitglieder. Ein Jahr zuvor waren es 404.300 gewesen, Anfang 2018 noch 463.700. Der inzwischen ausgeschiedene Parteivorsitzende Norbert Walter-Borjans hatte noch im Dezem-ber in seiner Bilanzrede beim Parteitag behauptet, die SPD-Mitgliedschaft betrage „400.000 an der Zahl“. ...

Bei den Sozialdemokraten bleibt auch die Hoffnung unerfüllt, den Anteil der Frauen in der Partei nennenswert zu erhöhen. Nach wie vor sind mehr als zwei Drittel der Parteimitglieder männlichen Geschlechts. Der Frauenanteil stieg in den vergangenen 20 Jahren um lediglich zweieinhalb Prozentpunkte. ...

Die Sozialdemokraten teilten auf mehrfache Nachfrage hin mit, dass acht Prozent ihrer Mit-glieder unter 30 Jahre alt seien und 56 Prozent älter als 60 Jahre. Das Durchschnittsalter der Parteimitglieder ist auf nunmehr 61 Jahre gestiegen.    

Von Peter Carstens, Berlin

 

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