Samstag, 2. Mai 2020

Es darf jeder* meinen, was er* will.


Auf Meinungen, beste Schwester, kommt es aber, wenn's ernst wird, nicht mehr an. Wenn der Irrglaube von einer* das Überleben einer Riesenmasse in Frage stellt, von denen jeder* dieses oder was anderes meint,  kommt es darauf an, welche Meinung zutrifft. Das ist keine Sache der größeren Zahl, sondern der besseren Einsicht. Es muss nämlich nicht abgestimmt, sondern gehandelt werden. Die große zivilisatorische Revolution des Zeitalters, das behelfsmäßig das moderne genannt wird, war das Aufkommen einer vernunftmäßigen Wissenschaft. Sie sorgt, unablässig prozes-sierend, für ein allseits geprüftes und daher verlässliches öffentliches Meinen.

Aufgrund von dessen geprüften Ergebnissen entscheiden - nein, nicht die Wissenschaftler, sondern die legitimierten Repräsentanten der Menschengemeinde, was getan zu werden hat.

Diese Ergebnisse sind, sofern die Wissenschaft eine unbegrenzt prozessierende ist, immer nur "einstweilen defini-tiv". Umso einstweilender, je neuer das zu überprüfende Faktum ist; z. B. ganz neu, wie Covid 19. Dann sind die Er-gebnisse der Wissenschaftler womöglich noch nicht einmal einstweilen 'definitiv', und die Politiker sind in der un-glücklichen Lage, mit ihren Hoffnungen und Vermutungen den Forschern vorgreifen zu müssen. Aber sie sind es, die den Forschern vorzugreifen haben. Und nicht jeder*, der* irgendwas "meint".



PS. Ist es eine Frag des Alters? Na das natürlich auch. Wer schon länger gelebt hat, hat schon öfter erleben müssen, dass das, was er ganz sicher gemeint hat, sich als durchaus zweideutig erwiesen hat. Jeder Einzelne ist, so besehen, nicht anders dran als die Wissenschaftler. Die müssen auch bei neuen Erfahrungen immer alles revidieren: einer neuen Betrachtung unterziehen. Das macht die Alten der Wissenschaftlichkeit ein bisschen ähnlich. Aber eben auch dies: dass sie einmal gefällte Urteile nicht gerne korrigieren. Der Wissenschaft bleibt auf die Dauer nur nichts anderes üb-rig. Der Einzelne mag stur dabei bleiben, dass er anderer Meinung ist. Der Politiker bewährt sich, indem er nicht auf einer Meinung beharrt, sondern sich nötigenfalls belehren lässt. Das sollten die Schwestern auch, bevor sie auf die Straße gehen.

Das dürfen sie aber, sofern sie 1,50 Meter Abstand halten.



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