Donnerstag, 23. Mai 2019

Deutschland muss Verantwortung übernehmen.

etruskisch, 5. Jhdt v. Chr.
 aus welt.de, 23. 5. 2019


François Hollande: Spannung hat es immer schon gegeben. Wir müssen den Deutschen jetzt sagen: Europa kann nicht nur ein wirtschaftliches, finanzielles, monetäres Unternehmen sein. Wir haben Europa nicht gegrün- det, nur um Handel zu treiben. Für die zukünftigen Generation geht es um Demokratie, Kultur, Ökologie, Ver- teidigung und Entwicklungshilfe. Es war lange Zeit normal, dass unsere deutschen Freunde wirtschaftliche Macht gewinnen wollten, um politische Einfluss auszuüben. Aber heute, ohne eine starke EU mit enger Bindung von Frankreich und Deutschland, können sie nicht mehr sicher sein, diese Wirtschaftsmacht zu erhalten. Des- halb muss Deutschland Verantwortung übernehmen. Wenn es in die Defensive geht und sich nur für seine wirt- schaftlichen Interessen stark macht, wird es nicht länger Teil eines politischen Projektes sein.

WELT: Warum hat dann die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer ausgerechnet jetzt Vorschläge gemacht, die die Franzosen verärgern mussten?

François Hollande: Während des Wahlkampfs gibt es immer die Versuchung, die Wähler mit nationalistischen oder populistischen Argumenten zu ködern. Frankreichs Sitz im UNO-Sicherheitsrat anzuzweifeln oder das Europaparlament von Straßburg nach Brüssel legen zu wollen, das sind keine Vorschläge, die die deutsch-französische Freundschaft vertiefen werden. Es ist noch nicht mal hilfreich, wenn man die Wähler am rechten Rand ködern will. Wenn Frankreich und Deutschland sich verstehen, das hat mich meine Erfahrung als Präsi- dent gelehrt, dann beschweren sich viele Länder über diese privilegierte Beziehung. Und umgekehrt, wenn sie uneinig sind, kommen dieselben einzeln an und flehen uns an, schnellstmöglich einen Konsens zu finden. Der europäische Motor funktioniert nur, wenn Frankreich und Deutschland gemeinsam etwas wollen.


Nota. - Angela Merkel hat für Deutschlannd Verantwortung übernommen, zuerst in der Griechenlandfrage, dann beim Flüchtlingsproblem. Dass Frau Kramp-Karrenbauer ihr auf dem Weg folgen will, hat sie bislang nicht er- kennen lassen  Es sieht eher aus, als stünde sie auf dem Schlauch. Da mag es nötig werden, dass Merkel noch einmal persönlich für Europa Verantwortung übernimmt.
JE

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