aus Tagesspiegel.de, 29. 7. 2019
Rohstoffe für Bronze kamen aus vielen Regionen
Früher Handel durch ganz Europa
Kontinentaler Handel ist keine Erfindung der Neuzeit. Analysen von Äxten
aus der Bronzezeit offenbaren erstaunliche Fernhandelsbeziehungen durch
ganz Europa.
Skandinavien wurde schon vor 4000 Jahren mit Metall von den Britischen Inseln und aus Mitteleuropa versorgt. Eine dänisch-deutsche Studie zeigt, woher die Menschen im Gebiet des heutigen Dänemark damals die Grundstoffe für Bronze bezogen. Eine besondere Rolle spielte das Mittelelbe-Saale-Gebiet, wie Heide Nørgaard und Helle Vandkilde von der Universität Aarhus sowie Ernst Pernicka vom Mannheimer Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie im Fachblatt "PLOS One" berichten.
Skandinavien wurde schon vor 4000 Jahren mit Metall von den Britischen Inseln und aus Mitteleuropa versorgt. Eine dänisch-deutsche Studie zeigt, woher die Menschen im Gebiet des heutigen Dänemark damals die Grundstoffe für Bronze bezogen. Eine besondere Rolle spielte das Mittelelbe-Saale-Gebiet, wie Heide Nørgaard und Helle Vandkilde von der Universität Aarhus sowie Ernst Pernicka vom Mannheimer Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie im Fachblatt "PLOS One" berichten.
Hunderte Bronzeobjekte analysiert
In Skandinavien begann die Bronzezeit später als in Mitteleuropa. Den Autoren zufolge fand der Übergang von der Kupfersteinzeit in einer Phase zwischen 2000 und 1700 vor Christus statt. Erst danach begann dann die Nordische Bronzezeit (1600 bis 1200 v.Chr.), in der die Kupfer-Zinn-Legierung wesentlich ausgefeilter bearbeitet wurde und sich mehr verbreitete. "Obwohl Kupfererze im zentralen und nördlichen Skandinavien ab dem Mittelalter gefunden und ausgebeutet wurden, waren diese einheimischen Quellen den Menschen in der Bronzezeit höchstwahrscheinlich nicht bekannt", schreiben die Forscher.
Doch wo kam das Material dann her? Um das zu klären, analysierten die Wissenschaftler 210 Bronzeobjekte - vor allem Beilklingen. Das entspricht etwa der Hälfte der bekannten dänischen Metallobjekte aus jener Zeit. Die Analyse per Röntgenfluoreszenz- und Isotopenanalyse ergab, dass das Metall vor allem aus zwei Regionen stammte: aus Südengland und aus Mitteleuropa.
Aunjetitz-Kultur kontrollierte den Handel
Das mitteleuropäische Kupfer kam erwartungsgemäß aus den östlichen Alpen, also Tirol und Salzburg, aber überraschenderweise auch aus dem slowakischen Erzgebirge. Eine besondere Rolle beim Handel spielte offenbar die damalige Aunjetitz-Kultur, die von Böhmen bis zur Mittelelbe-Saale-Region reichte und aus der etwa die Himmelsscheibe von Nebra stammt. Menschen aus dieser Region fungierten offenbar als Vermittler - für das Material aus der Slowakei wie aus den Alpen.
Demnach wurde das Metall von Mitteleuropa an die Küste des heutigen Mecklenburg gebracht und von dort über die Ostsee verschifft. Bezahlt wurde das Metall vermutlich mit Bernstein.
In
der Bronzezeit (etwa 2000 v.Chr.) wurde an der Küste
Mecklenburg-Vorpommern Metall aus Skandinavien, aber auch aus Wessex
und
Die
Analysen der Forscher zeigen auch, dass das Metall nach der Ankunft in
Skandinavien umgestaltet wurde. Dafür zerkleinerten die Metallbearbeiter
etwa Waffen, Schmuck und Ringe und schufen daraus neue Gegenstände
gemäß dem örtlichen Geschmack.
"Wir haben durch geochemische Analysen die Metallproduktion und
die Versorgungsströme in Europa für den Zeitraum von 2200 vor Christus
bis 1200 vor Christus nachgezeichnet", sagt Pernicka und betont: "Schon
in der Bronzezeit war Europa ein einheitlicher Wirtschaftsraum." Walter Willems (dpa)
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