Dienstag, 6. August 2019

Verlegenheitswahl.

Sonnyboy und Sonnygirl

Ich glaube, die Ursache für den gegenwärtigen Höhenflug der Grünen liegen woanders, als man denkt. Natürlich, Fridays For Future und die Hitzewelle tun das Ihre. Doch wollen die Deutschen diese beiden weichen Schönwetter- gesichter wirklich an den Hebeln der Macht sehen?

Was Deutschland wirklich braucht, ist eine Konzentration in der Mitte. Eine schwarze-grün-gelbe Koalition hätte den Weg geebnet. Der pseudoliberalen Sekte war der eigene Laden aber wichtiger, auf die muss man nicht mehr zählen. Dass Söder jetzt den Umweltpolitiker rauskehrt, muss man nicht als Angriff auf die Grünen deuten. Es kann auch im Gegenteil ein Wink sein. Nur müsste die Union ihre schwarzen Ideologen loswerden. 

Und die Grünen ihre alternativen: Denn den Zuspruch, den sie heute haben, werden sie nicht behalten. Er ist eine Verlegenheitsgeste, weil die Sammlung in der Mitte einfach nicht zustandekommen will. 

Merkel hatte es geschafft, die Mehrheit der Deutschen hinter sich zu bringen - aber nicht ihre Partei. Viele meinten, eigentlich seien die Grünen ihr wahrer Rückhalt. Deren Wähler waren es auf jeden Fall. Doch wirklich in der Mitte sind die Grünen nicht; denn sie sind nicht liberal. Sobald die Mittel in ihrer Reichweite liegen, tritt bei ihnen der Zwangsbeglückungs- und Verbotsreflex hervor, und in der sozialnetzlichen Tonangeberei sind sie sowieso ganz groß. Das ist nur in Hinblick auf die alle vier Jahre anstehenden Wahlen eine politische Partei; im Alltag sind sie eine Lifestyle-Community von Bessermenschen, die so populistisch gesonnen ist wie jede Gesinnungsgenossenschaft. Damit die zum Kristallisarionspunkt einer Sammlung in der Mitte würden, müssten sie sich von ihren Ideologen, Weihrauchschwingern und Demagogen, Denkpolizisten, Körnerfressern, Naturwollestrickern, Radfahrern und Krakeelschwestern trennen. Ist damit zu rechnen?


An irgendeiner Stelle müsste die Neugruppierung aber ihren Anfang nehmen. Etwa bei der CDU? Maaßen und die Werteunion mag sie an die AfD abgeben, dort wartet man schon auf die. Doch beweglicher scheint derzeit Söders Neue CSU. Aber das wahre Hindernis ist: Sie alle haben eine Menge Posten zu verlieren, wenn nicht wie die SPD im eigenen Parteiapparat, dann in Parlamenten, Gemeinderäten und öffentlichen Verwaltungen. Das hält sie zusammen wie Pech und Schwefel. Glaubt einer, dass ausgerechnent die wohlvernetzten Grünen eine Ausnahme machen? Jede zusätzliche Stimme für die lässt die Strahlemenschen* in ihrer vordersten Reihe glauben, sie bräuchten nur weiter für gute Laune zu sorgen und auf Ministerposten warten.

Doch das wird den Verfall der überkommenen Parteienlandschaft nicht aufhalten. Eine neue Kraft (Kraft!) in der Mitte ist es, was die Deutschen wollen. Wenn sie heute auf die Grünen tippen, ist das nur eine Ersatzhandlung. Die erscheinen derzeit als das am wenigsten Üble, doch das ist nichts, worauf sich bauen lässt.


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