Diese berittenen Krieger waren die Rolls-Royce-Reiter der damaligen Zeit, sagt Klaus Wirth, Leiter der archäologischen Denkmalpflege der Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim. Zu ihrem Bestand gehören Schwerter aus karolingischer Zeit. Sie wurden fotografiert, geröntgt und metallurgisch analysiert, um einen modernen Nachbau einer sogenannten Spatha schmieden zu können, eines zweischneidigen Schwertes, mit dem die Elite von Karls Truppen in die Schlacht zog. ...
Denn die Ausrüstung eines berittenen Kriegers war eine enorm aufwendige und kostspielige Angelegenheit. Schild, Lanze, Lang- und Kurzschwert, eine mit Metallplatten benähte Lederweste, Eisenhelm und Beinschienen entsprachen einem Gegenwert von 18 bis 20 Kühen, ein Vermögen, wenn man bedenkt, dass auf einem durchschnittlichen Königshof etwa 45 Rinder gehalten wurden.
Hinzu kamen die Kosten für das Schlachtpferd und seine Ausrüstung. Ein ausgebildetes Tier konnte 800-mal mehr kosten als ein einfaches Arbeitspferd. Daher benötigte ein Reiter auch ein Tier für den Marsch und weitere für den Transport seiner Ausrüstung. Hinzu kamen Männer zu Fuß, die ihm beim Ankleiden halfen, sich um die Tiere sorgten und ihn gegebenenfalls im Kampf unterstützten.
Die Hauptrolle auf dem Schlachtfeld aber spielte in den folgenden Jahrhunderten der Panzerreiter. Er vervollkommnete die Taktik, im Verband mit angelegter Lanze gegen feindliche Linien anzustürmen. Bereits einige Hundert Mann reichten für solche Schockangriffe aus. Sie schlugen ein „Loch in die Mauern von Babylon“, beschrieb die staunende byzantinische Prinzessin Anna Komnene die Wirkung einer Kreuzfahrer-Attacke auf ein muslimisches Heer.
Dieser Aufwand für die Kriegsführung hatte tiefgreifende soziale Folgen. Um sich angemessen ausrüsten zu können, erhielten die fränkischen Reitersoldaten Landgüter, deren Überschüsse ein „ritterliches“ Leben ermöglichten. Diese Grundherrschaft ging nicht in den Besitz eines Stammes oder Clans über, sondern begründete eine feste Bindung zwischen dem einzelnen Ritter und dem Landesherrn. Es sollte nur wenige Generationen dauern, dass aus diesem persönlichen Vertragsverhältnis auf Zeit familiäre Besitztitel auf Dauer abgeleitet wurden, die die feudale Welt des mittelalterlichen West- und Mitteleuropas über Jahrhunderte hinweg prägten.
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