aus nzz.ch, 29.06.2020
Sind wir dank Kohle und Erdöl zu besseren Menschen geworden?
Zweifellos
geben wir heute mehr auf Gleichheit oder Freiheit als unsere Vorfahren
im Mittelalter. Laut Ian Morris hat das damit zu tun, dass wir andere
Energiequellen nutzen und seit 200 Jahren auf fossile Brennstoffe
setzen. Eine interessante, aber kaum richtige These.
Kleinjogg
ist in Sachen Ruhm schon einiges gewohnt. Der Zürcher Landwirt, Jakob
Gujer mit richtigem Namen, galt im 18. Jahrhundert als «Musterbauer»,
und sein rationell geführter Betrieb wurde von Gästen aus ganz Europa
besucht. Kleinjogg hatte die Produktivität seines Hofs mit gezielter
Düngung und einer strengen Arbeitsethik gesteigert: Müssiggang kam beim
Bauern Gujer nicht infrage, selbst sonntags schleppte er Pflüge auf
seine Äcker – und hatte sich deswegen öfters vor dem Pfarrherrn zu
erklären. Andere Leute aber fanden grossen Gefallen an Kleinjoggs
zielstrebigem Tun: Rousseau schwärmte genauso von dem emsigen Bauern wie
Mirabeau, Pestalozzi oder Goethe.
Nun kommt Kleinjogg zu neuen Ehren: Der Schweizer hat einen halbseitigen Auftritt im jüngsten Buch von Ian Morris, einem der weltweit bekanntesten Historiker. Ursprünglich Archäologe, hat sich der in Stanford lehrende Brite vor einiger Zeit auf ein breiteres Gebiet verlegt: Morris fasstt vorzugsweise die ganze Menschheitsgeschichte ins Auge und führt mit grossen Thesen von den Ursprüngen bis in die Gegenwart unserer Spezies. Vor rund zehn Jahren hat er in dieser Manier die Dominanz des Westens zu erklären versucht («Wer regiert die Welt?»), und sein neues Vorhaben ist nicht minder ambitioniert. In «Beute, Ernte, Öl» will Morris eine «allgemeine Theorie der Entwicklung menschlicher Werte» bieten.
Das Buch erstreckt sich über 20 000 Jahre, und 1765 n. Chr. kommt also tatsächlich unser Zürcher Kleinjogg zum Zug. Viel darf er zwar nicht sagen, aber was der Bauer in der Mitte des 18. Jahrhunderts dem württembergischen Herzog Ludwig Eugen in knappen Worten beschied, ist für Morris von grossem Gewicht: «Wir sind beide gut, wenn jeder von uns tut, was er soll.» Anders ausgedrückt: Jeder hat seinen Platz in der Gesellschaft und handelt dann richtig, wenn er sich in die Hierarchie schickt, seine standesgemässe Aufgabe erfüllt und entweder herrscht oder dient.
Damit, meint Morris, habe Kleinjogg zum Ausdruck gebracht, was den «Gesellschaftsvertrag» der agrarischen Zeit ausmachte, nämlich ein fundamentales Einverständnis mit Hierarchien und sozialen wie materiellen Ungleichheiten. Die Sentenz des Schweizers bündelt demnach die Werthaltung der «Bauern», deren Zeitalter sich von ungefähr 10 000 v. Chr. bis 1800 n. Chr. erstreckte. Vor ihnen waren die «Wildbeuter» am Werk, nach ihnen traten die «Fossilenergienutzer» auf den Plan. Bei diesen drei Typen beobachtet der Autor je unterschiedliche Wertesysteme, und um diese Unterschiede zu erklären, hat er eine grundlegende These: Die Werte, die in den drei Phasen dominieren, entstanden laut Morris durch die Art und Weise, wie die Menschen in der jeweiligen Ära Energie gewannen.
Nun kommt Kleinjogg zu neuen Ehren: Der Schweizer hat einen halbseitigen Auftritt im jüngsten Buch von Ian Morris, einem der weltweit bekanntesten Historiker. Ursprünglich Archäologe, hat sich der in Stanford lehrende Brite vor einiger Zeit auf ein breiteres Gebiet verlegt: Morris fasstt vorzugsweise die ganze Menschheitsgeschichte ins Auge und führt mit grossen Thesen von den Ursprüngen bis in die Gegenwart unserer Spezies. Vor rund zehn Jahren hat er in dieser Manier die Dominanz des Westens zu erklären versucht («Wer regiert die Welt?»), und sein neues Vorhaben ist nicht minder ambitioniert. In «Beute, Ernte, Öl» will Morris eine «allgemeine Theorie der Entwicklung menschlicher Werte» bieten.
Das Buch erstreckt sich über 20 000 Jahre, und 1765 n. Chr. kommt also tatsächlich unser Zürcher Kleinjogg zum Zug. Viel darf er zwar nicht sagen, aber was der Bauer in der Mitte des 18. Jahrhunderts dem württembergischen Herzog Ludwig Eugen in knappen Worten beschied, ist für Morris von grossem Gewicht: «Wir sind beide gut, wenn jeder von uns tut, was er soll.» Anders ausgedrückt: Jeder hat seinen Platz in der Gesellschaft und handelt dann richtig, wenn er sich in die Hierarchie schickt, seine standesgemässe Aufgabe erfüllt und entweder herrscht oder dient.
Damit, meint Morris, habe Kleinjogg zum Ausdruck gebracht, was den «Gesellschaftsvertrag» der agrarischen Zeit ausmachte, nämlich ein fundamentales Einverständnis mit Hierarchien und sozialen wie materiellen Ungleichheiten. Die Sentenz des Schweizers bündelt demnach die Werthaltung der «Bauern», deren Zeitalter sich von ungefähr 10 000 v. Chr. bis 1800 n. Chr. erstreckte. Vor ihnen waren die «Wildbeuter» am Werk, nach ihnen traten die «Fossilenergienutzer» auf den Plan. Bei diesen drei Typen beobachtet der Autor je unterschiedliche Wertesysteme, und um diese Unterschiede zu erklären, hat er eine grundlegende These: Die Werte, die in den drei Phasen dominieren, entstanden laut Morris durch die Art und Weise, wie die Menschen in der jeweiligen Ära Energie gewannen.
Man nimmt, was funktioniert
Konkret hat man sich das ungefähr so vorzustellen: Die wildbeutenden Jäger und Sammler mussten umherstreifen, um zu energiereichen Pflanzen und Tieren zu gelangen; folglich konnten sie keinen namhaften Besitz anhäufen. Und wenn ein grosses Wildschwein erlegt wurde, musste die Sippe die Beute mangels Speichermöglichkeiten natürlich teilen. Diese spezifischen energietechnischen Zwänge übersetzten sich irgendwann in ein entsprechendes Wertesystem – die Wildbeuter waren egalitär und hielten wenig von Hierarchien, denn das war in ihrem Lebensraum sinnvoll.
Anders lagen die Dinge dann eben bei den sesshaften Bauern. Dank landwirtschaftlichem Anbau war in der nächsten Umgebung der Menschen plötzlich ein Vielfaches der früheren Energiemenge verfügbar. Also konnten Besitztümer entstehen, die Bevölkerung wuchs, Spezialisierung und Arbeitsteilung wurden möglich und nötig. Daraus resultierten Ungleichheiten und Hierarchien, aber weil dieses Gefüge für die Menschen insgesamt «funktionierte», sprich den Fortbestand der Population ermöglichte, wurden hierarchische Abstufungen als normal erachtet und hochgehalten.
Erst als die Menschen mit der Kohle eine neue Energiequelle erschlossen, änderten sich ihre Ansichten. Ab etwa 1800 war Energie auf einmal in scheinbar unbeschränkter Menge zu haben, die Produktion aller erdenklichen Dinge schoss in die Höhe, die Märkte wuchsen – und waren auf möglichst viele potente Teilnehmer angewiesen. Daher setzten sich nun Werte durch, die die Gleichheit der Menschen betonten und Hierarchien und Grenzen zwischen den Leuten als problematisch einstuften.
Diese Zusammenfassung ist grob vereinfacht, aber was Morris auf 200 Seiten entwirft, ist auch kaum mehr als ein Holzschnitt. Der Historiker zeichnet ein Schema und operiert dabei gerne mit Tabellen und Kurven. Dennoch ist sein Stil sehr angenehm zu lesen, immer hinterfragt Morris zudem kritisch die zum Teil eher dürftige Quellenbasis, auf der seine Theorien fussen, und auch sehr viel bestehende Forschung zieht er zu Rate. Interessanterweise findet Marx in dieser Kontextualisierung keine Erwähnung – doch gerade an seine materialistischen Konzepte fühlt man sich beim Lesen dauernd erinnert.
Morris redet von verschiedenen Formen der «Energiegewinnung», bezeichnet damit aber letztlich drei unterschiedliche wirtschaftliche Produktionsweisen. Und während Marx davon ausging, dass diese Produktionsweisen einen jeweiligen «Überbau» definierten, leitet Morris «gesellschaftliche Organisationsformen» aus ihnen ab und behauptet, dass sich die Wertesysteme an diese Strukturen anpassten. So wird Marx’ Denken mit einer evolutionären Logik verbunden: Laut Morris entwickelten die Menschen jeder Epoche genau diejenigen Werte, die sie als Spezies gerade «brauchten», um zu überleben und sich zu vermehren.
Fragen über Fragen
Ganz
unabhängig davon, ob man an überzeitliche, universale menschliche Werte
glaubt oder nicht, wirft dieser relativistische, allein auf die
Ökonomie fixierte Ansatz eine Menge Fragen auf.
Angenommen, die Landwirtschaftszeit habe hierarchische Werte «gebraucht»: Warum hat dann in der Geschlechterhierarchie der Mann dominiert und nicht die Frau, die doch die wichtigen Erben für die neuen Besitztümer gebar? Angenommen, Egalität sei ein Ausfluss der Gewinnung fossiler Energie: Wie hat es dann in der Ära von Kohle und Öl zu Rassismus und Kolonialismus kommen können? Oder angenommen, Industrialisierung führe automatisch zu denjenigen freiheitlichen und individualistischen Werten, die Morris für unsere Zeit als die «richtigen» bezeichnet: Was ist dann von den Werten des modernen China zu halten?
Gegen Fragen und Kritik hat Morris nichts, im Gegenteil. Sein Buch, das auf einer Princeton-Vorlesung von 2012 beruht, enthält einen zweiten Teil mit Einwänden von vier renommierten Diskutanten – und der Historiker wiederum nutzt diese Voten, um seine Thesen in einem dritten Teil weiter zu präzisieren. Solch offene Formen sind ziemlich selten, und man sollte Morris’ Buch nur schon darum lesen, weil es einen direkten Einblick in die Entwicklung wissenschaftlicher Gedanken bietet.
Trotzdem bleibt man nach 400 Seiten leicht ratlos zurück, denn ein zentrales Problem wird auch von den Kritikern kaum berührt: Ursache und Wirkung scheinen in Morris’ Geschichte zuweilen auf seltsame Weise die Plätze zu tauschen. Den kausalen Zusammenhang zwischen Energiegewinnung und Wertesystemen kann man schliesslich gut und gerne auch umgekehrt denken: Die Menschen entwickelten neue Werte – und veränderten dadurch ihre Art der Energiegewinnung.
Zumindest der Übergang von den «Bauern» zu den «Fossilenergienutzern» lässt sich auf diese Weise plausibel erklären. Die «neuen», freiheitlichen und partizipativen Werte der industriellen Ära haben in Ansätzen schon lange vor 1800 bestanden. Sie wurden nicht mit der Fossilenergie aus dem Erdboden gestampft, sondern haben vielmehr dazu beigetragen, die Energierevolution überhaupt erst möglich zu machen.
Kleinjogg ist hierfür kein schlechtes Beispiel. Der Bauer hielt am Denken in Hierarchien fest, da hat Morris sicher recht, aber mit einem einzelnen Satz ist die Komplexität historischer Figuren eben nur schlecht zu erfassen. Materielle Ungleichheit nahm der Zürcher Bauer nicht einfach als Schicksal hin, wie der Autor suggeriert. Kleinjogg wollte die Bauern aus der schlimmsten Armut heben und ihr Dasein verbessern – mithilfe seines vorbildhaften protestantischen Arbeitsethos.
In bürgerlichen Schichten wirkte dieses Ethos als Treiber für vernetzten Handel und Innovationen; die Gleichbehandlung der Geschlechter war schon in frühaufklärerischen Kreisen des 17. Jahrhunderts ein Thema, und seit der Renaissance erkundeten meist religiös inspirierte Forscher die «göttlichen» Naturgesetze und erzielten dabei Durchbrüche, die man später als wissenschaftliche Revolution bezeichnete. Auf einen Punkt gebracht: Kohle gab es die längste Zeit, doch erst eine Änderung der geistigen und gesellschaftlichen Dispositionen führte zu ihrer massenhaften Nutzung.
Kehrt man seine Prämisse auf diese Weise um, kann man Morris’ Buch auch für die Gegenwart einiges abgewinnen. Darauf zu warten, dass neue Formen der Energiegewinnung unsere Werte verändern, scheint heute eher wenig zukunftsträchtig. Aber die Erkenntnis, dass wir Menschen Denk- und Wertesysteme entwickeln können, die mittelfristig zu neuen Energieformen führen, darf einen durchaus zuversichtlich stimmen.
Angenommen, die Landwirtschaftszeit habe hierarchische Werte «gebraucht»: Warum hat dann in der Geschlechterhierarchie der Mann dominiert und nicht die Frau, die doch die wichtigen Erben für die neuen Besitztümer gebar? Angenommen, Egalität sei ein Ausfluss der Gewinnung fossiler Energie: Wie hat es dann in der Ära von Kohle und Öl zu Rassismus und Kolonialismus kommen können? Oder angenommen, Industrialisierung führe automatisch zu denjenigen freiheitlichen und individualistischen Werten, die Morris für unsere Zeit als die «richtigen» bezeichnet: Was ist dann von den Werten des modernen China zu halten?
Gegen Fragen und Kritik hat Morris nichts, im Gegenteil. Sein Buch, das auf einer Princeton-Vorlesung von 2012 beruht, enthält einen zweiten Teil mit Einwänden von vier renommierten Diskutanten – und der Historiker wiederum nutzt diese Voten, um seine Thesen in einem dritten Teil weiter zu präzisieren. Solch offene Formen sind ziemlich selten, und man sollte Morris’ Buch nur schon darum lesen, weil es einen direkten Einblick in die Entwicklung wissenschaftlicher Gedanken bietet.
Trotzdem bleibt man nach 400 Seiten leicht ratlos zurück, denn ein zentrales Problem wird auch von den Kritikern kaum berührt: Ursache und Wirkung scheinen in Morris’ Geschichte zuweilen auf seltsame Weise die Plätze zu tauschen. Den kausalen Zusammenhang zwischen Energiegewinnung und Wertesystemen kann man schliesslich gut und gerne auch umgekehrt denken: Die Menschen entwickelten neue Werte – und veränderten dadurch ihre Art der Energiegewinnung.
Zumindest der Übergang von den «Bauern» zu den «Fossilenergienutzern» lässt sich auf diese Weise plausibel erklären. Die «neuen», freiheitlichen und partizipativen Werte der industriellen Ära haben in Ansätzen schon lange vor 1800 bestanden. Sie wurden nicht mit der Fossilenergie aus dem Erdboden gestampft, sondern haben vielmehr dazu beigetragen, die Energierevolution überhaupt erst möglich zu machen.
Kleinjogg ist hierfür kein schlechtes Beispiel. Der Bauer hielt am Denken in Hierarchien fest, da hat Morris sicher recht, aber mit einem einzelnen Satz ist die Komplexität historischer Figuren eben nur schlecht zu erfassen. Materielle Ungleichheit nahm der Zürcher Bauer nicht einfach als Schicksal hin, wie der Autor suggeriert. Kleinjogg wollte die Bauern aus der schlimmsten Armut heben und ihr Dasein verbessern – mithilfe seines vorbildhaften protestantischen Arbeitsethos.
In bürgerlichen Schichten wirkte dieses Ethos als Treiber für vernetzten Handel und Innovationen; die Gleichbehandlung der Geschlechter war schon in frühaufklärerischen Kreisen des 17. Jahrhunderts ein Thema, und seit der Renaissance erkundeten meist religiös inspirierte Forscher die «göttlichen» Naturgesetze und erzielten dabei Durchbrüche, die man später als wissenschaftliche Revolution bezeichnete. Auf einen Punkt gebracht: Kohle gab es die längste Zeit, doch erst eine Änderung der geistigen und gesellschaftlichen Dispositionen führte zu ihrer massenhaften Nutzung.
Kehrt man seine Prämisse auf diese Weise um, kann man Morris’ Buch auch für die Gegenwart einiges abgewinnen. Darauf zu warten, dass neue Formen der Energiegewinnung unsere Werte verändern, scheint heute eher wenig zukunftsträchtig. Aber die Erkenntnis, dass wir Menschen Denk- und Wertesysteme entwickeln können, die mittelfristig zu neuen Energieformen führen, darf einen durchaus zuversichtlich stimmen.
Ian
Morris: Beute, Ernte, Öl. Wie Energiequellen Gesellschaften formen. Aus
dem Englischen von Jürgen Neubauer. Deutsche Verlags-Anstalt, München
2020. 432 S., Fr. 41.90.
Nota. - In Anlehnung an Erich Haeckel hat der deutsche Chemiker Wilhelm Ostwald das Wort vom energe-tischen Imperativ geprägt, der sich schlicht zusammenfassen lässt in dem Gebot spare Kraft. Er brauchte dafür noch eine eigene Metaphysik auf der Grundlage seiner Prämisse, die primäre stoffliche Substanz der Welt sei Energie, von der Materie nur eine Sonderform ist.
Während das Wort Ökonomie aus der griechischen Wurzel oikos stammt und Haushaltung bedeutet, ist es in die deutsche Sprache aus dem Französischen übernommen worden, und da heißt économie außer wirtschaften regel-recht: sparen. Wirtschaften bedeutet Gewinnen durch Einsparen - von Material und Arbeitskraft: Stoff und Ener-gie. Ian Morris scheint es nicht bewusst zu sein, aber Claudia Mäder entdeckt ein längst bekanntes Amerika, wenn sie seine Kernidee bei Marx vorformuliert findet. Es sind die Produktionsmittel, die Produktionsweisen vorgeben - und die ihnen entsprechenden gesellschaftlichen Organisationnsformen. Indes bringen Produkti-onsweisen und Organisationsformen nach dem Prinzip der 'natürlichen', nämlich praktischen Auslese neue Produktionsmittel hervor: Erfindungen werden dauernd gemacht, und die sich bewähren, setzen sich durch.
Und wenn wir diesen Gedanken erst einmal gefasst haben, stellen wir fest: Umgekehrt gilt das auch. Ideen sprudeln unentwegt, wenn auch mal reichlicher und mal spär licher; und die sich bewähren, setzen sich durch. Auch den Zusammenhang von Marx und Darwin hat die Rezensentin also neu entdeckt.
Dies zu ihren Ergänzungen. Von ihren Einwänden picke ich den Satz heraus, Kohle habe es schon immer ge-geben, aber um eine ganze Gesellschaft umzuordnen, hätten sich erst 'geistige' und 'gesellschaftliche' Disposi-tionen ändern müssen. Das kann man konkreter ausdrücken: Es musste - und konnte unter Marktbedingungen - erst die Dampfmaschine erfunden werden.
Dieser Einwand also ist schief. Direkt falsch ist aber die Aussage, in der Landschwirtschaft sei die "Geschlech-terhierachie"vom Mann dominiert und nicht der Frau, die doch die Erben gebar! Was sie erst noch beweisen - erläutern, belegen, begründen - müsste, setzt sie voraus und wendet es als Frage gegen Ian Morris.
Nun wird in den landwirtschaftlich geprägten Gesellschaft das Leben nicht vom überregionalen anonymen öffentlichen Markt beherrscht, sondern von den isolierten Familienhaushalten. Grundlage von Arbeitsteilung und Austausch ist der Hof. Dass auf den Bauernhöfen in der Regel die Männer den Ton angeben, gilt aber bloß für den produktiven Teil der Hauswirtschaft. Verteilung, Konsum und... Re produktion der Arbeitskraft obliegt der Hausfrau.
Und so sind wir zur Energie zurückgekehrt.
JE
Nota - Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog. JE.
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